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Sie kamen zum Reichstag.

„Wollen wir noch ein Stück gehen?“ fragte sie.

„Gern, ich habe Zeit.“

„Wo wohnen Sie?“

„Im Norden. Aber das ist gleich.“

Sie gingen in den Tiergarten. Nebel hingen zwischen den kahlen, wie schwarzes Gestein im Frost schimmernden Ästen. Ihr Atem dampfte vor ihnen her. Wieder sah Jo das dünne Mäntelchen Heises und erschauerte in dem Schutz ihres bergenden Pelzes.

„Erzählen Sie mir von sich,“ bat sie und sah ihn aus den Winkeln ihrer schönen grossen Augen an. Lieb und zutraulich war der Blick und die Stimme. Er hörte nur die Stimme, denn er sah gerade vor sich hin mit den unbewusst spähenden Augen, die Menschen haben, die in ihrer Kindheit viel ins Weite geschaut haben. Seemannsblut, Försternachwuchs, Bauernjugend. Der Ton ihrer Worte packte ihn. Er sah überrascht zu ihr hin. Da überkam ihm zum ersten Mal das Wunder ihrer Begleitung. Er, der Habenichts, der Erfolglose ging da durch den Berliner Tiergarten neben der Primadonna. Natürlich war sie die Primadonna. Die Nansen – na ja, sie war auch Primadonna – was lag übrigens an solcher albernen Haarspalterei! Er ging mit dieser Sängerin, die es geschafft hatte, die oben stand, diesem rassigen jungen Mädel. Wieso? Woher? Weshalb? Wieso er?

Er hatte ihre Worte kaum gehört. Nur den guten kameradschaftlichen Klang der Stimme. Jetzt wiederholte sie:

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)