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18.

Peter Heise ist wieder der Held dieses Tages. Morgen wird ein Anderer, eine Andere, ein neues Ereignis im grellen Licht des Scheinwerfers Öffentlichkeit stehen. Aber er ist der Held von heute.

Unter Jubel wird er freigesprochen. Er hat doch Recht gehabt zu leugnen. Man hat ihm bitter Unrecht getan. Das unglaubliche Märchen ist wahr, Bara ist tot gewesen, als er in seine Garderobe[1] kam, Jo Ternitz vor ihm zu schützen.

Am nächsten Abend sang Peter Heise den Columbus. Buchner war nicht der Mann, sich diese Sensation von Berlin entgehen zu lassen. Doch Donna Felipa spielte nicht mehr Fatma Nansen. Es war, als ströme von dem Namen Columbus noch immer Unheil aus wie einst zu Lebzeiten und kurz nach dem Tode des grossen Entdeckers. Kein Mensch der Geschichte hat mehr Unsegen gestiftet als der Genueser Christoph Colón. Seine kühne Tat ertränkte ein ganzes Volk in Blut und Tränen.

Von Unheil und Blut war auch diese Opern-Revue umwittert, die seinen Namen trug. Zwei Darsteller fielen als Opfer: Bara und Fatma Nansen. In der Nacht nach dem Prozess endigte sie ihr entwürdigtes und entwertetes Dasein mit Veronal.

Das Leben ging weiter wie immer. In ihre Rolle sprang eine andere Altistin ein. Durch Sorgen und Kummer belehrt, hatte Buchner jetzt jede Hauptrolle doppelt besetzt.

Das Haus war ausverkauft. Ganz Berlin wollte diesen Mann sehen, der das Schwurgericht von Moabit als Opernbühne und Sprungbrett


  1. Vorlage: Gardrobe
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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/218&oldid=- (Version vom 23.8.2020)