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17.

Der verräterische Aufschrei zog magnetisch alle Augen auf[1] die unselige Frau. Man schleppte Viola vor den Richtertisch. Sie war eine Liliputanerin neben dem hünenhaften Mann. Doch jetzt, wie immer im öffentlichen Leben, ihm an Kraft und Haltung überlegen, nachdem sie dem ersten begreifenden grauenvollen Entsetzen ihr Frauenopfer gebracht hatte.

Professor Windal hatte sich erhoben. Ein Verlorener, Vernichteter, schon Gerichteter.

Wieder standen ein Mann und eine Frau im glühendsten Brennpunkt konzentriertester Neugier und Erwartung.

Windal wich den sengend fragenden Augen seines Weibes aus. Sein unsteter Blick irrte über den Boden, als er mühsam seine Erzählung hervorquälte. Niemals an diesem abwechslungsreichen Tage war es so still in dem Saal gewesen, als während dieser verzweifelten Beichte einer tragischen Liebe.

„Am Tage vor der Premiere machte ich einen Krankenbesuch in Halensee, in der Nestorstrasse. Plötzlich hörte ich Gesang in der Wohnung, die über der des Patienten lag. Man sagte mir, dort wohnt seit einigen Tagen der grosse Sänger Bara. Als ich die Treppe hinunterging, öffnete sich gerade die Tür der Wohnung Baras – ich sah meine Frau aus der Tür kommen.“

Viola warf in greller Erkenntnis den schönen Kopf zurück.


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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/214&oldid=- (Version vom 31.7.2018)