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der Wahrheit tragen.“

„Es war halb Elf!“ trotzte der belobte Bürger.

„Ich stelle mich an die Seite dieses Zeugen, der einen unerhört sicheren und überzeugenden Eindruck macht. Ich kann mich dem Eindruck nicht verschliessen – –“

Hier fing der Vorsitzende den Verteidiger auf. Diese Nichtigkeit drohte ins Uferlose zu verschwimmen.

„Aber Herr Rechtsanwalt, selbst wenn dieser brave Mann die Wahrheit sagt, selbst wenn er sich nicht irrt, was folgt daraus für unsern Fall?“

„Was daraus folgt?“ wiederholte der Verteidiger, Zeit zu gewinnen. Noch war ihm höchst unklar, was daraus folgte. Doch mutig rief er:

„Alles.“

Das Publikum wurde aufmerksam. Was suchte, was verfocht, was verfolgte der Mann in der seidenen Robe? Es ahnte nicht, dass er windige Spiegelfechterei trieb. Es horchte auf.

Viola folgte teilnahmslos dem Wortgeplänkel. Sie ahnte noch nicht, dass ihr Schicksal auf dem Spiel stand.

„Ich bitte, sich näher und verständlicher zu äussern,“ forderte kühl und ablehnend der Präsident.

„Der Angeklagte leugnet die Tat,“ redete der Verteidiger noch ins Blaue hinein. „Schon lange spukt in diesem Prozess die Frage: wer ist der Täter? Jetzt hören wir plötzlich einwandfrei, – ein

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/210&oldid=- (Version vom 31.7.2018)