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sind, und dass Bara gleich darauf tot war. Ein sonderbarer Zufall!“ höhnte verärgert der Präsident. Und alle stimmten ihm zu.

Der Garderobier Baras wurde vernommen. Er wusste nichts zu dem Mord zu bekunden. Er sang des Tenors Ruhm. Er war der Einzige. An diesem Abend, gerade an diesem unseligen Abend, war er nicht zugegen[1] gewesen.

„Zum ersten Male seit zwölf Jahren, Herr Präsident, bin ich früher fortgegangen, und da muss gleich sowas passieren! Herr Bara hat mich fortgeschickt, weil meine Frau an dem Tag an Krebs – Brustkrebs, Herr Vorsitzender, operiert worden war. Und da bat ich Herrn Bara – –“

Der Vorsitzende unterbrach: „Sie waren also abwesend und wissen zur Sache nichts zu sagen?“

„Nun nichts, kann man gerade nicht sagen, Herr Präsident. Herr Bara hatte mir in seiner Güte gestattet – –“

„Danke. Der Theaterarzt Professor Windal!“

Professor Windal, ein Hüne mit rötlichem Haar und Schnurrbart, ein Mann, der eher einem hinterwäldlerischen Landdoktor, als einem Modearzt des Berliner Westens ähnelte, trat herein. Es gab kaum zwei äusserlich ungleichere Menschen als Viola Windal und ihren Mann. Sie grüsste ihn mit geheimem Nicken. Er hatte sie sofort bei seinem Eintritt erspäht. Hastig erwiderte er ihren Gruss nur mit den Augen. Er litt unter der linkischen Verlegenheit der übergrossen Menschen. In seinem bleichen Gesicht staken die Sommersprossen wie bronzene Reissnägel.


  1. Vorlage: zugegegen
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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/204&oldid=- (Version vom 23.8.2020)