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Die Probe des „Columbus“ floss heute fehlerlos dahin. Die Soli, die Chöre, die Tänze, alles sass. Majestätisch strömte die prunkhafte, in leidenschaftlichen Szenen oft zu echt menschlichem Geschehen gestaltete Opernrevue dahin. Das Finale des zweiten Aktes setzte ein.

Der beglückende Sopran der Königin Isabella stieg wie eine weisse funkelnde Rakete empor. Der weiche Alt der Donna Felipa, des klagenden Weibes des Columbus, fing die niederrieselnden Silbersterne dieser Stimme auf und schwebte tragisch umflort über dem Abschiedsbilde. Dann strahlte der Tenor des Columbus auf.

Alles lauschte ergriffen. Zum ersten Mal entfaltete Henry Bara auf der Probe voll diese schönste Stimme, die auf Opernbühnen erklang, seit Caruso schwieg. Sofort riss er alle in die Gewalt dieses Brio. Bis zum letzten Bühnenarbeiter empfand jeder die Heiligkeit dieser begnadeten Töne.

Da – mitten hinein in die letzte Strophe des Liedes von Triumph und Ausfahrt, brüllte eine Reibeisenstimme aus der dunklen Tiefe des Zuschauerraumes: „Halt! Aufhören!“

Bara brach jäh ab und blickte verdutzt und empört auf den Störer. Der Kapellmeister, der Komponist der Opernrevue, – es war sein geniales Erstlingswerk – klopfte ab. Die Instrumente schwiegen abrupt. Eine Flöte tönte quiekend nach.

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/2&oldid=- (Version vom 31.7.2018)