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„Aha. Und Sie sind davon überzeugt, Sie können fast sagen, Sie w i s s e n es, dass der Angeklagte, um Bara für diese Brutalität zu züchtigen, Ihren Beleidiger zunächst hinter der Bühne angriff, dafür entlassen wurde und ihn dann in seiner Garderobe getötet hat?“

In die Stille der Spannung klingt es wie ein Gelübde:

„Ich bin davon überzeugt wie von meinem Leben.“

Sie sieht hinreissend aus in diesem Augenblick. Die Erregung, die Gewissheit, geliebt, bis zum Verbrechen geliebt zu werden, macht Fatma jung und schön, wie sie sonst nur unter der Schminke auf der Bühne ist.

Ein hörbarer Hauch der Entladung, ein Massenodem der Befriedigung seufzt durch den Saal. Der Angeklagte[1] ist gerettet. Diese herrliche Frau hat ihm das Leben geschenkt. Kein Wunder, dass er das für diese Frau getan hat. Jeder der Männer auf den Bänken fühlt in sich die Kraft, den Glauben, die Gewissheit, dass er für sie ebenso, genau so gehandelt hätte.

„Danke sehr, gnädige Frau.“ Der Präsident verbeugt sich anmutig gegen die grosse Künstlerin, die seit Tagen Abend für Abend Berlin bezaubert.

Alles ist nun gesagt. Jetzt wird er den Angeklagten über die Vorgänge in der Garderobe Baras vernehmen, wird ihm geschickt und unmerklich das Wort – „Notwehr“ auf die Zunge hexen, dann wird man anstandshalber noch einige Zeugen hören, und in einer Stunde ist alles vorbei und entschieden. Nach einem turbulenten gefährlichen Anfang geht


  1. Vorlage: Angklagte
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/191&oldid=- (Version vom 23.8.2020)