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„Allerdings,“ lächelt er. Und ruft dem Justizwachtmeister zu:

„Lassen Sie die Zeugin Frau Fatma Nansen eintreten.“

Peter Heise atmet wieder. Also doch nicht. Nichts wissen sie. Keiner ahnt etwas. Wieder dieses alte aufgewärmte Märchen von der Altistin! Ein Hexenkessel von Verdrehtheit und Umkehrung aller Begriffe ist dieser verrückte Prozess.

Er fasst die Barriere und dehnt sich wohlig entlastet in den Armen. Beinahe hätte er in seiner unbedachten Liebe Jo verraten.

An diese Fabel von Fatma Nansen hatte er wahrhaftig nicht mehr gedacht. In Zukunft wird er die Gedanken besser hüten und die Worte.

Jetzt kommt der Höhepunkt des Prozesses[1]. In eine Dunstatmosphäre von Neugier, Erwartung, Boudoirlüsternheit, Zuneigung, Mitgefühl, warmer Sympathie tritt die schöne reife Frau. Die Damen mustern zuerst mit kritischen Augen ihre Toilette. Ein schlichtes schwarzes Schneiderkleid, das ihre schmale hohe Figur knapp und rührend sachlich umschliesst. Der kleine schwarze Hut gibt das Gesicht und die traurigen Augen preis.

Alle sehen, wie sie Heise rasch und heimlich ermutigend und voll verhaltener mitleidender Liebe grüsst. Sie wird vereidigt und zur Wahrheit ermahnt. Eine banale Form. Diese Frau lügt nicht. Sie blickt stolz und zugleich demütig auf den Richter.


  1. Der Satz ist in der Vorlage durchgestrichen
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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/189&oldid=- (Version vom 31.7.2018)