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13.

Der grosse Tag war gekommen.

In Moabit fand die Hauptverhandlung gegen Peter Heise statt. In der Nüchternheit dieser Zeit, in der Romantik ein Hohn, Märtyrertum ein Spott ist, sollte dem Mann der Prozess gemacht werden, der zu Ehren der geliebten Frau sein Leben hingeschleudert hatte. Ein grosser Tag der Frauen und der Liebe.

Ein dunkler Flor lag über diesem Tag, der Tod eines Bösewichts umdüsterte ihn. Doch es blieb ein Tag der Glorie, des Minnedienstes und der Ritterlichkeit, die noch nicht, trotz allem noch nicht, ausgestorben und verblichen war.

Das Vorverfahren war abgekürzt, die Strafsache Heise ausserhalb der Reihe angesetzt worden. Schon seit Tagen waren die Einlasskarten zum Zuschauerraum des Schwurgerichts vergriffen. Ein unerlaubter, heimlicher schwunghafter Handel hatte Preise ersteigert, die keine phantastisch propagierte Galaoper mit dem berühmtesten Gast je erzielt hatte. In den letzten Tagen stieg die Nachfrage und die Platzgebühr ins grotesk Sagenhafte.

Wie stets an den Elitetagen dieses Schauspielhauses der Gerechtigkeit überwog unter dem Publikum die Weiblichkeit, erstritten mondänen Damen den Zutritt, die „dabei gewesen sein mussten“ und diese märchenhaften Kassenpreise erschwingen konnten. Die Hoheiten der Schönheit, des Geldes, der Liebe, die Frauen und Freundinnen der Männer der Börse und

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/153&oldid=- (Version vom 23.8.2020)