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Sie sah noch immer, von Grauen durchrüttelt, auf den Mann, dessen Ruhe und Gleichmass von ihm abgefallen waren, der vor kopfloser Erregung und Durchwühltheit zitterte. Plötzlich reckte er sich zu seiner stattlichen Höhe empor, stand straff und gerafft. Es war, als schleudere er die haltlose Trunkenheit von sich. Er sprach jetzt Überlegt mit seiner natürlichen Stimme:

„Ich werde diese Gelegenheit mit diesen beiden Fäusten packen, und wenn das Blut von hundert Menschen dran klebte.“

„Ich verstehe nichts,“ raunte sie und griff mit beiden Händen an den taumeligen Kopf.

„Du verstehst nicht!“ rief er, wieder aufknisternd. „Du siehst nicht die himmelstürmende Gelegenheit? Bara ist tot. Wer soll morgen Abend seine Rolle singen? Ich werde sie singen und spielen. Ich und kein Mensch sonst auf dieser Erde.“

„Peter!“ stöhnte sie in immer grauenvollerem Begreifen.

„Nicht schwachherzig sein in diesem gigantischen Moment unseres Daseins!“ trotzte er. „Das Leben geht weiter, auch ohne Bara. Sein Ende ist nicht das Ende der Welt. Die Opernrevue muss weitergehen. Einer muss die Rolle übernehmen. Dieser eine werde ich sein.“ Seine Stimme wurde zu einem flehenden Bestürmen. „Du musst mir helfen, Jo. Wo hast du die Partitur? Du musst mir helfen. Du bist bis in

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/112&oldid=- (Version vom 7.1.2019)