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Heise stand vor ihr, legte beide Hände auf ihre Schultern. Sie fühlte den lastenden Druck seines Körpers, der sich auf ihre Achseln stützte.

„Bara?!“ Nur ihre entfärbten Lippen formten den Namen.

Er nickte. „Tot!“ Sein Gesicht senkte sich dicht zu ihrer Stirn nieder. Sie fühlte seinen rasselnden Atem. Noch immer versperrte der panische Schreck ihr die Lippen.

Da zog er die Arme zurück und begann mit seinen langen Beinen im Zimmer umherzulaufen. Dabei stürzte er sprudelnde Worte hervor. Er schien ihr völlig verändert. Aus dem wortkargen Friesen war ein schwatzhafter, fiebernder, phantastischer Schwadroneur geworden. Mit angstvollem Staunen verfolgte sie den im Zimmer umherirrenden Mann. Er schleuderte Sätze hervor, die sie nicht verstand. Alles erschien ihr furchtbar und irr.

„Nicht daran denken,“ keuchte er. „Er ist tot. Ändern können wir daran nichts. Es ist ein Fingerzeig des Geschicks. Es mag furchtbar und unmenschlich sein, auf das Unglück eines andern sein Glück zu bauen –.“

Er kam. wieder zu ihr. „Jo, ich fühle es, ich bin nicht fromm und gläubig, aber das ist die Stimme eines höheren Wesens, die mich ruft. Gerade heut, gerade in diesem Augenblick, in dem alles verloren schien, gibt es mir die grösste Chance meines Lebens in die Hand.“

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Alfred Schirokauer: Der Held von Berlin. Typoskript, Berlin o. J., Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Held_von_Berlin.pdf/111&oldid=- (Version vom 31.7.2018)