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Der Engländer hieß Schlook. Ich mochte ihn von Anfang an nicht leiden. Aber im Lager hatte er bald unter unseren Farbigen eine starke Anhängerschaft, und auch Frau Faber ließ sich von dem gerissenen Herrn „völlig einwickeln“, wie man zu sagen pflegt.

Oft verschwand Schlook ganze Tage, angeblich, um die Heiden in den nächsten Dörfern zu bekehren. Nachdem er dann etwa zwei Monate unser Gast gewesen war, merkten wir, daß unsere farbigen Arbeiter immer unbotmäßiger und frecher wurden. Außerdem fanden sich jetzt häufig Männer vom Stamme der Ramar ein, die – – wie die Raben stahlen, denen wir aber alles nachsehen mußten, um sie nicht gegen uns aufzubringen.

Dann wieder versagten die Maschinen jetzt nur allzu häufig. Mein Vater, der die Oberaufsicht über die technischen Anlagen hatte, konnte eines schönen Tages mit größter Bestimmtheit feststellen, daß an der einen Fördermaschine absichtlich aus einem Zahnrad ein Stück herausgeschlagen war.

Doch der leitende Ingenieur, dem gegenüber mein Vater den edlen Master Schlook als den Täter bezeichnete, stand zu sehr unter dem Einfluß seiner Frau, die auf des Briten Harmlosigkeit und vornehme Gesinnung jeden Eid geschworen hätte. So konnte mein Vater denn nichts gegen Schlook ausrichten, beauftragte nunmehr jedoch mich damit, dem heuchlerischen Schlook heimlich nachzuspüren. Der Zufall wollte es, daß ich bald Gelegenheit fand, mich davon zu überzeugen, was der fromme Engländer in Wirklichkeit war.

Etwa eine Meile östlich von unserem Tale lag ein zweites, in dem es ebenfalls eine starke Quelle und eine reiche Vegetation gab, – reich für jene Gegenden, in denen man schon über jedes Tamarisken- und Ginstergestrüpp erfreut ist. – Nun – in jenen Tälern kamen sogar Dattelpalmen neben Sykomoren und Aloesträuchern, Baumwacholder und dem gefährlichen, äußerlich aber so hübschen Adenium-Baume vor.“

„He – halt – einen Momang!“ rief der Knirps jetzt. „Adenium – was ist das für ’n Ding?“

„Ein niedriger, kaum drei Meter hoher, dabei aber

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W. Belka: Der Gespensterlöwe. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Gespensterl%C3%B6we.pdf/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)