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entspringen muß, nicht die Klugheit des Fürsten aus dem guten Rathe.


Vierundzwanzigstes Kapitel.
Warum die Fürsten Italien’s ihre Staaten verloren haben.

Die kluge Beachtung der bisher besprochenen Dinge giebt einem neuen Fürsten das Ansehn des alten, und macht ihn im Staate bald sicherer und fester als wenn er darin heraufgekommen wäre. Denn auf die Handlungen eines neuen Fürsten wird weit mehr gesehen als auf die eines erblichen, und wenn sie tugendhaft befunden werden, gewinnen sie die Menschen weit mehr, und verpflichten sie weit mehr als der alte Fürstenstamm; weil die Gegenwart weit stärker auf die Menschen wirkt als das Vergangene, und wenn sie in der Gegenwart das Wohlseyn finden, genießen sie es und suchen nichts weiter: sie werden vielmehr auf alle Weise des Fürsten Vertheidigung übernehmen, wenn er es nur im Übrigen nicht an sich fehlen läßt: und eben so wird es ihm doppelt zum Ruhme gereichen, ein neues Fürstenthum gegründet, und es mit guten Gesetzen, guten Waffen, guten Freunden, guten Beispielen ausgestattet und befestigt zu haben, als es Jenem zu doppelter Schmach gereicht, der, als geborener Fürst, durch seine wenige Klugheit es eingebüßt hat. Und betrachtet man die Fürsten, die in Italien zu unsrer Zeit ihre Staaten eingebüßt, wie der König von Neapel, der Herzog von Mailand und andre, so wird sich an ihnen zuvörderst ein gemeinsamer Fehler zeigen, was die Waffen betrifft; aus denen Gründen, die oben ausführlich erörtert sind. Sodann wird man finden, daß manche von ihnen entweder das Volk zum Feinde

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_118.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)