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Senate zum Kaiser erwählt, diese Würde mit ihm theilen wollte; schickte ihm auch den Cäsartitel und gesellte sich ihn, auf Beschluß des Senats, zum Collegen. Albinus nahm dieß für Wahrheit an. Nachdem Severus aber den Niger besiegt und ermordet, und den Osten zur Ruhe gebracht, beschwerte er sich, nach Rom zurückgekehrt, im Senate über Albinus, wie dieser, der von ihm empfangenen Wohlthaten wenig eingedenk, ihm verrätherisch nach dem Leben getrachtet, und sehe er sich deßhalb genöthigt, aufzubrechen, um seinen Undank zu züchtigen. Ging ihm hierauf in Frankreich entgegen, und nahm ihm Herrschaft und Leben zugleich. Wer also Dessen Handlungen genau prüft, wird einen grimmigsten Löwen, und einen verschlagensten Fuchs in ihm finden, wird ihn von jedermann verehrt und gefürchtet, auch beim Heere nicht verhaßt sehen, und sich nicht wundern, wenn er, als Neuling, einen so großen Staat behaupten können, weil ihn immer sein mächtiges Ansehen vor dem Haß, den das Volk seiner Räubereien halber gegen ihn hegen mochte, schützte. Aber auch Antonin, sein Sohn, war ebenfalls ein trefflicher Mann, und hatte die trefflichsten Gaben in sich, die ihn bewundernswerth in den Augen des Volkes, und den Soldaten willkommen machten, weil er ein Kriegsmann war, der geduldigste unter allen Strapazen, Verächter jeder feineren Kost und aller anderen Weichlichkeit; weßhalb er bei allen Heeren beliebt war. Gleichwohl war seine Härte so groß, so unerhört seine Grausamkeit, da er nach einer Unzahl von Morden im Einzelnen, einen großen Theil des römischen Volks und das sämmtliche von Alexandria getödtet hatte, daß er der ganzen Welt aufs höchste verhaßt ward, und ihn selbst Die zu fürchten anfingen, welche er um sich hatte, bis er von einem Centurionen

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_100.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)