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denen, von welchen er glaubt daß sie mißvergnügt sind; und sobald du dein Herz einem Mißvergnügten eröffnest, giebst du ihm auch Gelegenheit, sich zu vergnügen; weil, wenn er es anzeigt, er davon jede Gemächlichkeit sich versprechen darf: so daß er, der auf der einen Seite den sichern Gewinn, und auf der andern den mißlichen sieht, nothwendig wohl entweder ein seltener Freund seyn muß, oder ein gar verstockter Feind des Fürsten, wenn er dir treu bleiben soll. Und um die Sache ins Kurze zu fassen, sage ich, daß auf Seiten des Verschworenen nichts als Eifersucht, Furcht, Besorgniß vor Strafe ist, die ihn schreckt. Auf Seiten des Fürsten aber ist die Majestät des Fürstenthums, die Gesetze, der Schutz der Freunde und des Staates, die ihn vertheidigen; so daß, wenn noch zu alle dem die gute Gesinnung des Volkes kommt, unmöglich Einer so dreist seyn wird, sich zu verschwören. Daher ein Verschworener, der in der Regel zu fürchten hat vor der Vollbringung des Bösen, in diesem Falle auch nachher sich fürchten muß, indem er das Volk nach geschehener Unthat zum Feinde bekommt, und eben deßhalb auf keinerlei Zuflucht zu rechnen hat. Von diesem Falle ließen sich unzählige Beispiele geben; ich will mich aber mit einem einzigen begnügen, das sich bei unsrer Väter Gedenken ereignet hat. Als Herr Hannibal Bentivogli, Großvater des jetzigen Hannibal und Fürst zu Bologna, von den Canneschi, die wider ihn sich verschworen hatten, ermordet worden, und weiter niemand von ihm nachblieb als Herr Johann, der noch in Windeln lag, erhub sich auf diese Mordthat plötzlich das Volk, und tödete alle Canneschi; was eine Wirkung der Volksgunst war, deren das Haus der Bentivogli zu jener Zeit in Bologna genoß: und so groß

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_094.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)