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genugsam angesehen ist, gegen den verschwört man sich nicht leicht, und er wird nicht leicht überfallen: wofern man nur von ihm weiß daß er trefflich ist, und von den Seinigen verehrt. Darum soll ein Fürst zwey Befürchtungen haben: eine innere, wegen der Unterthanen, eine äußere, wegen der fremden Mächte. Vor dieser schützen ihn gute Waffen, und gute Freunde; und immer, so lang er gute Waffen hat, wird er auch gute Freunde haben, und werden immer die inneren Angelegenheiten feststehen, sobald die äußeren feststehen; es müßte denn eine Verschwörung sie stören. Und wären auch schon die äußeren erschüttert, wird er doch, bei einer Einrichtung und Lebensart wie die gedachte, wenn er sich selbst nur nicht aufgiebt, immer jeden Angriff bestehen, wie ich sagte daß der Spartaner Nabis that. Hinsichtlich der Unterthanen aber, wenn äußerlich nichts erschüttert ist, hat er zu fürchten daß sie sich heimlich verschwören können, wovor ein Fürst sich genugsam sichert, wenn er es meidet, gehaßt und geringgeschätzt zu werden, und das Volk mit sich zufrieden erhält; wohin man nothwendig es bringen muß, wie dieß schon oben ausführlich gezeigt wurde. Und eines der kräftigsten Gegenmittel, die ein Fürst wider Verschwörungen hat, ist, eben von der Menge nicht geringgeschätzt oder gehaßt zu werden; weil immer wer sich verschwört, durch den Tod des Fürsten das Volk zu befriedigen glaubt; wenn er es aber zu beleidigen glauben muß, so faßt er das Herz nicht, einen solchen Schritt zu thun, da der Schwierigkeiten auf Seiten der Verschworenen unzählige sind. Und die Erfahrung lehrt es auch, daß es viele Verschwörungen gegeben, und wenige ein gutes Ende genommen haben: weil, wer sich verschwört, nicht allein stehen kann; noch Genossen suchen, ausser bei

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_093.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)