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unterstützen sollte. Diese Truppen können nützlich und gut an sich selbst seyn; aber für den, der sie beruft, sind sie immer schädlich, weil, wenn du verlierst, du vernichtet bist, und wenn du siegst, ihr Gefangener bleibst. Und, obschon von Beispielen hiefür die alten Geschichten voll sind, will ich doch gleichwohl nicht von diesem Beispiele Papst Julius des Zweyten abgehen, da es noch frisch ist. Sein Entschluß, sich wegen Ferrara einem Fremden so gänzlich in die Arme zu werfen, konnte nicht unüberlegter seyn: aber sein gutes Glück ließ eine dritte Ursache sich hervorthun, daß er die Frucht seiner übelen Wahl nicht ärndten durfte. Denn, da seine Helfer bei Ravenna geschlagen waren, und sich die Schweizer erhuben, die die Sieger, gegen Aller, seine, wie Andrer Meinung, verjagten, so gelang ihm dennoch, weder des Feindes Gefangener zu werden, der vertrieben war, noch seiner Helfer, weil er mit andern Waffen, als mit den ihren gesiegt hatte. Die völlig wehrlosen Florentiner führten 10,000 Franzosen vor Pisa, um es zu stürmen: welcher Schritt sie in mehr Gefahren verwickelte, als sie zu keiner andern Zeit ihrer Bedrängnisse jemals bestanden hatten. Der Kaiser von Konstantinopel schickte, um seinen Nachbarn die Spitze zu bieten, 10,000 Türken nach Griechenland, die nach Beendigung des Krieges nicht daraus weichen wollten, welches der Ursprung der Sklaverei von Griechenland unter den Ungläubigen war. Wer also jeder Möglichkeit des Sieges sich begeben will, bediene sich dieser Truppen; da sie selbst noch um vieles gefährlicher als die gemietheten sind, weil mit ihnen die Niederlage ausgemacht ist: sie sind alle eins, gehorchen alle einem fremden Oberbefehl; hingegen die gemietheten haben, um dir zu schaden, auch wenn sie gesiegt, noch Zeit und bessere Gelegenheit

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_073.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)