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zu seyn: denn nach einigen Tagen, wenn die Gemüther kälter geworden, ist schon der Schade geschehen, das Übel erlitten, es ist keine Hülfe mehr, und alsdann hangen sie ihrem Fürsten nur um so mehr an, weil ihnen scheint, daß er ihr Schuldner geworden sey, nachdem ihre Häuser zu seinem Schutze verbrannt, und ihre Güter verwüstet worden sind. Und es ist die Natur der Menschen, daß sie sich eben so durch die Wohlthat, die sie erzeigen, als durch die, so sie empfangen, einander verpflichtet halten. Demnach wird, alles wohl erwogen, es einem klugen Fürsten nicht schwer seyn, im Anfang und Verlauf der Belagerung die Bürger standhaft zu erhalten, wenn es ihm nicht an Unterhalt und an Vertheidigungsmitteln fehlt.


Eilftes Kapitel.
Von den kirchlichen Fürstenthümern.

Es bleibt uns jetzt nur noch von den kirchlichen Fürstenthümern zu reden übrig, bei denen die Schwierigkeiten alle statt finden, ehe man sie besitzt. Denn man erwirbt sie entweder durch Tugend, oder durch Glück, und behauptet sie ohne das eine wie das andere, weil sie auf die in der Religion verjährten Ordnungen sich stützen, welche so mächtig und von der Art sind, daß ihre Fürsten dadurch am Ruder erhalten werden, sie mögen leben und sich betragen, wie es auch sey. Diese allein haben Staaten, und vertheidigen sie nicht; sie haben Unterthanen, und regieren sie nicht; und die Staaten werden ihnen wegen der Nicht-Vertheidigung nicht genommen, und um die Nicht-Regierung kümmern die Unterthanen sich nicht, noch wollen oder können sie ihnen deßwegen abtrünnig werden. Diese Fürstenthümer

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_063.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)