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gegen den König, sich nicht zu widersetzen wagte. Nachdem nun der Herzog Romanien erobert und die Colonna geschlagen hatte, war in Behauptung dieses Sieges und weiteren Unternehmungen zweyerlei ihm hinderlich: das Eine, seine eigenen Truppen, die ihm nicht zuverlässig schienen; das Andre, die Gesinnung Frankreichs: er fürchtete nämlich, es möchten ihn die Orsinischen Truppen, deren er sich bedient, verlassen, und nicht allein im Erobern hindern, sondern selbst ihm das Eroberte wieder nehmen; ja es konnte der König ihm Gleiches anthun. Die Orsini gaben ihm schon zu schaffen, als er nach der Erstürmung Faenza’s Bologna belagerte, da er sie kalt an dieser Belagerung Theil nehmen sah: und des Königs Meinung erkannte er, als er, nach Unterwerfung Urbino’s Toscana occupiren wollte, von welchem Unternehmen ihn der König abzustehen zwang. Worauf der Herzog sich entschloß, weder von fremdem Glück noch Waffen ins Künftige abhängig zu seyn; und war das Erste was er that, daß er in Rom die Orsinischen und Colonnesischen Bünde schwächte, indem er sich alle ihre Genossen, sofern sie Edelleute waren, gewann, sie zu seinen Rittern machte, ihnen hohe Besoldungen gab, sie, Jeden seinem Range gemäß, mit Anführerstellen und Ämtern ehrte: so daß, nach Verlauf von wenigen Monden, alle Parteysucht in ihren Gemüthern erloschen war, und sich lediglich auf die Person des Herzogs wandte. Hierauf, nach Zerstreuung der Colonneser, wartete er die Gelegenheit ab, auch die Orsini zu vernichten, welche ihm gut zu Statten kam, und er noch besser zu nutzen wußte. Denn als die Orsini zu spät bemerkt, daß die Größe des Herzogs und der Kirche ihr Unglück war, beriethen sie sich auf einem Landtag zu Magione im Perugianischen mit einander: hieraus

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_045.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)