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alsdann wird selten für sie etwas zu fürchten seyn. Daher kam es, daß alle bewaffnete Propheten siegreich gewesen sind, die unbewaffneten aber erlagen; weil zu den obigen Schwierigkeiten des Volkes wankelhafte Natur kommt, das man zwar leicht zu etwas beredet, aber bei einer Überzeugung mit Mühe nur erhalten kann. Darum muß man so eingerichtet seyn, daß, wenn sie nicht mehr glauben wollen, man mit Gewalt sie kann glauben machen. Moses, Cyrus, Theseus und Romulus hätten ihre Satzungen nicht lange in Achtung erhalten können, wenn sie nicht Waffen getragen hätten. So wie es noch in unsern Tagen dem Bruder Hieronymus Savonarola ergangen ist, den seine neue Verfassung stürzte, sobald die Menge anfing ihm nicht mehr zu glauben, und er der Mittel ermangelte, die zuvor Gläubigen im Glauben fest zu halten, und die Ungläubigen glauben zu machen. Solcher Männer Verfahren demnach hat seine großen Schwierigkeiten, und auf dem Wege zu ihrem Ziel liegen alle Gefahren für sie. Haben sie aber diese besiegt, und fangen sie, nach Hinwegräumung der Neider ihrer Eigenschaften, Verehrung zu genießen an, so bleiben sie mächtig, sicher, geachtet und glücklich. – So hohen Mustern will ich noch ein geringeres zur Seite stellen, welches zu ihnen doch einiges Verhältniß hat, und es soll mir statt aller andern genügen. Hiero ist es, von Syrakus. Aus einem Privatmann wurde er Syrakusen’s Fürst; auch Er verdankte dem Glücke nichts als die Gelegenheit, indem er von den bedrängten Bürgern zu ihrem obersten Feldherrn erwählt ward, womit er sich Fürst zu werden verdiente; und so brav war er schon im Privatstand, daß Die von ihm Meldung thun, bezeugen, es wäre ihm zur Herrschaft nichts als die Herrscherwürde abgegangen. Dieser vertilgte die

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_041.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)