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zu stellen durch Aufspürung der Verdächtigen, Bestrafung derer, die schuldig sind, Verstärkung aller schwachen Punkte. So daß, wenn es das erste Mal, um Mailand Frankreich zu entreißen, nur eines Herzogs Ludwig bedurfte, der auf der Grenze Lärm erhub, es ihm zum zweyten Mal zu entreißen, die ganze Welt ihm zu Leibe gehn mußte, und seine Heere aufgerieben und aus Italien verjagt seyn mußten: was sich aus obigen Gründen ergab. Und dennoch ward es ihm abgenommen, das erste wie das andre Mal. Die Gründe des ersten im allgemeinen wurden erwogen; es bleiben nun noch die für das andre zu bedenken, sowie die Mittel anzugeben, welche er hatte, und welche Einer in seiner Lage haben kann, sich besser als der König von Frankreich bei dem Erworbenen zu behaupten. So sag’ ich denn also: daß diese erworbenen Staaten, die der Erwerber mit seinem alten Staate vereinigt, entweder mit diesem von Einer Provinz und Einer Sprache sind, oder nicht sind. Wenn sie es sind, so ist es gar leicht, sie zu behaupten, besonders im Fall sie nicht an freies Leben gewöhnt sind: und um sie sicher zu besitzen ist schon genug, wenn man den Stamm des Fürsten, der sie regierte, vertilgt hat; da, wenn man ihnen im übrigen die alten Bedingungen aufrecht hält, und keine Sittenverschiedenheit ist, die Menschen ruhig weiter leben, wie man es in Burgund, Bretagne, Gascogne und der Normandie sah, welche so lange bei Frankreich geblieben. Denn wenn auch die Sprache in etwas abweicht, so sind doch ihre Sitten ähnlich; so daß sie sich leicht einander schicken: und wer sie erwirbt und behaupten will, muß zweyerlei vor Augen haben: erstens ihres alten Fürsten Geschlecht zu vertilgen, und zweytens, nichts in ihren Gesetzen und Steuern zu ändern: so wird er in kürzester Zeit Ein Leib mit ihrem

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Niccolò Machiavelli: Der Fürst. Stuttgart, Tübingen 1842, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_F%C3%BCrst_(Machiavelli_Regis)_024.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)