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Grafschafft Schawenburg / Anno 934. vnter dem achten Bischoff zu Minden / Ludario, angerichtet.

Vlote / Vlotha / an der Weser / so etwan eine Herrschafft gewesen / jetzt aber deren Hauptstättlein Vlothowe / Vlote / oder Vlotha / vnter die Stättlein der Graffschafft Ravensperg gerechnet wird. In der Braunschweigischen Chronic stehet / am 409. Blat also: Anno 1341. haben Hertzog Otto, vnnd Hertzog Wilhelm zu Braunschweig / ihrem Schwager / Graff Heinrichen zu Waldeck / das Schloß Vlothe / an der Weser gelegen / versetzt. Diese Herrschafft gehöret jetziger Zeit in die Grafschafft Ravensperg. Welcher Gestalt aber sie an solche frembde Herrschafft kommen / kan ich nicht wissen. Licentiat Hamelmann / in seiner Oldenburgischen Chronic / im 1. Theil / am 27. Capitel / schreibet / Graf Heinrich zu Oldenburg / zugenambt / der Vogener / das ist / der Demütige / hab sich einen Herrn zu Vlothe titulirt / woher / wird nicht darbey erwehnet. Biß hieher besagte Braunschweigische Chronic.

Volckmarsem / eine Statt / im Cöllnischen Hertzogthumb Westphalen. Dilichius in der Hessischen Chronic p. 132. schreibet zwar / daß sich dieser Ort / Anno 1561. in Hessischen Schutz begeben / welcher an der Graffschafft Waldeck / nicht weit von dem Hauß Wetterburg / lige. Aber es wird derselbe gleichwol in Anno 1644. vnter die Chur Cöllnische Stätt verzeichnet. In den Relationen ist einkommen / daß die Schwedischen ein Volckmarsen / in Westphalen / an der Tuitsche / nahend Warburg / in die Aschen / Anno 1632. gelegt hätten. In dem zweyten Theil Theatri Europaei, stehet / daß Anno 1632. Landgraf Wilhelm auß Hessen diese Statt mit Accord erobert; so aber der Graff von Pappenheim bald wieder bekommen. Welches zwey mal geschehen / vnd hätten die Hessischen nicht weit darvon eingebüßt. Hernach seyen die Schwedischen vnterm General Baudiß / nach Volckmarsen kommen / daher die Pappenheimische Soldaten / sampt den Bürgern / auß Forcht / gewichen / vnd hätte darauff die dahin commandirte Jäger Compagny / die Statt eingenommen / gantz außgeplündert / die Thor / vnnd Mauren nidergerissen / vnd endlich die Statt in die Aschen gelegt.

Vorde / ein Stättlein / zwischen Oßnabrück / vnd Quakkenbruck / vnd zum Stifft Oßnabrück gehörig. Wird von Theils zur Vöhr genant. Es ligt auch ein Vorde / oder Vorden / im Paderbornischen / zwischen Brakel / vnd Sualenberg / bey Oldenborg.

Vreeden / ein Stättlein im Stifft Münster / bey Stattloon / vnd Ahus.

Vtrecht. Es wird der Bischoff von Vtrecht / auch vnter den Ständen deß Westphälischen Craisses gezehlet. Weiln aber solches Bischthumb nicht allein in dem Burgundischen Vertrag begriffen: Sondern auch jetzt gar kein Bischoff dieses Orts mehr ist; vnnd die vereinigte Niderländer allda / so wol in Religions- als andern Sachen / Veränderung vorgenommen; vnd man solches Land von Vtrecht jetzt zu Holland rechnen thut: Als wird dannenhero die Beschreibung beydes der Hauptstatt / vnd deß Lands / anderswohin versparet.

Warendorff / Warendorp / an der Embs / zwischen Beckem / vnnd Sassenberg / dem Stifft Münster gehörig / welchen Ort Philippus Magnus, Hertzog Heinrichs deß Jüngern / Sohn / Anno 1553. in seinem Feldzug stracks erobert hat. Anno 1563. bekam denselben Hertzog Erich zu Braunschweig / mit List. Sihe Petershagen. Ward Anno 1623. etlich Wochen lang von dem Graffen von Anholt / im Namen deß Herrn Bischoffs von Münster / belägert / vnd erobert. Anno 1638. hat diese Statt / im Augusto / ein grosse Fewersbrunst gehabt.

Wenera / ein schöner Marckt / in Ost-Frießland / gegen dem Stifft Münster werts / an der Embs / drey Meilen von Embden / vnd eine von Lera gelegen. Hat einen Port / vnd ein schöne Kirch / vnd ist nach der Läng erbawet.

Winnenberg / eine freye ansehnliche Herrschafft in diesem Craiß / die von einem Autore, zwischen Coblentz / vnnd Trier gesetzt wird / so vielleicht deß Antonini Vinco, wie er muhtmasset / seyn mag. Siehe oben den Eingang.

Widdenbruck / ist ein Stättlein an der Embs / zwischen Rittberg vnd Rheda / gelegen.

Wormskirchen / im Hertzogthumb Bergen / auff der Strassen von Cölln nach Dortmund / bey vier Meilen von Cölln gelegen / ein Marcktfleck / edle Stättlein.

Werne / ein Stättlein / zum Stifft Münster / sampt seinem Ampt / gehörig / bey dem Lippstrom / zwo Meilen von Lünen / vnnd eine Tagreyß zu Fuß / von der Statt Münster / gelegen. Dahin man kompt / so man von Cöln nach Münster verreyst. Anno 1640. haben den 16. Junij sich dieses Stättleins bemächtiget die Keyserischen / vnd dieselbe mit fünff Compagnyen belegt / die sonsten kein Volck innen hatte / sondern den Hessischen allein contribuirte.

Witmund / in Ost-Frießland / hat zwar keine Mauren / vnnd ist nur ein alter Marckt / aber so groß / als die Statt Esens / dahin er / diese aber dem Graffen von Ost-Frießland / gehörig ist; auch so viel Statt-Gerechtigkeit / als Esens hat / vnnd von Bürgermeistern regiert wird. Es ist da ein stattliches / vnd vestes Schloß. Siehe Ubbonem Emmium in Fris. Orient. Chorogr. descript. pag. 53.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_093.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)