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Sonsbeck / Zonsbeck / ein Stättlein im Hertzogthumb Cleve / nahend Santen / vnd Calcar / gelegen / allda der heilige Märtyrer S. Gerebernus ruhet / so allhie von dem gemeinen Volck / auß Irrthumb / jetzt Bernhardus genannt wird; wie dann auch in den geweyheten Ringen / welche wider das Zipperlin in Händen / vnnd das Fieber / pflegen getragen zuwerden / nicht deß Gereberni, sondern deß heiligen Bernhardi Namen zulesen ist; wie Aubertus Miraeus in Fast. Belgic. pag. 259. diesen Fähler anzeiget. Anno 1625. haben die Spanischen diesen Ort in ihrer Gewalt gehabt. Anno 1640. lagen Hessische daselbst. Der Keyserische General Lamboy begehrte allda / im November / Winter-Quartier zuhaben / welches aber die Hessischen nicht gestatten wolten; worüber es zum belägern / vnnd Ernst / kommen / vnd haben sich die Hessische also gewehret / daß der junge Obriste Beck darüber tod geblieben / ein Obrister Wachtmeister / vnd ein Hauptmanns-Statthalter verwundet / einem von dem Geschütz ein Bein / mit einer grossen Kugel / abgeschossen worden. Es hatte sich aber gleichwol endlich dieser Ort ergeben müssen; vnd wurden die darinn gelegene Soldaten vntergestellet / vnd ihre Vorgesetzte in Verhafft genommen. Ist ein Stättlein / sampt einem Schloß / welches letztere sich am längsten gewehret hat.

Spa / Spaa / oder Spay / Ein Flecken / im Stifft Lüttich / anderthalb Meilen von der Statt Limborch / oder Limburg / fünff von Lüttich / vnd acht von Tongren / in einem sehr tieffen Thal / gelegen / vnd fast allenthalben mit Bergen vmbgeben / auch wol erbawet. Mitten auff dem Marckt stehet ein Sauerbrunnen / der den Namen deß heiligen Remacli, Bischoffs von Lüttich / hat. Aber der weitberühmbte / vnnd rechte Sauer- oder Gesundbrunnen / zu welchem so viel Leute von fernen Orten reysen / ist auff einem hohen Berg / zwischen den Wälden / fast ein halbe Meil vom Flecken gelegen / zu welchem man einen rauhen / vnd steinichten Weg hat; welcher dann mit starcker Leibsbewegnüß / so die Gesundheit zu erlangen / vnd die natürliche Kräffte zuermuntern / für sonderlich bequem gehalten / gegangen wird. Ins gemein wird solcher Brunn la Saviniere, vnnd das Wasser Pohon, in ihrer Romanischen groben Spraach / genant. Von diesem Brunnen seyn deß C. Plinii Wort / im 31. Buch / zuverstehen; wiewol die von Tongren solche auff ihre Statt / vnd einen Brunnen daselbst / ziehen wollen; darwider aber Ortelius, in Itinerario Gallo-Brabantino, p. 248. vnd andere / seyn. Es schreibet Ludovicus Guicciardinus, in Beschreibung Niderlands / daß solcher Brunne zu Spa / fürnemlich / das Dreytägige Fieber / vnnd die Wassersucht / curiere; heyle den Magen / erkühle die Leber / vnnd mildere trefflich das hitzige Podagra. Es schmäcke dieses Wasser / wann es getruncken werde / sehr nach Eisen; vnd zum Fewer gesetzt / werde es erstlich trüb / vnnd darnach klar in rohter Farb / schade aber gar nichts / sondern / wann man es nüchtern / vnd zu jederzeit trincke / so mache es / ohne die ernante Wirckungen / ein gute Däwung / vnd Lust zu essen. Petrus Bertius, in Beschreibung deß Stiffts Lüttich / thut hinz / daß es auch in der Schwindsucht gut seye. Von diesem so berühmbten Gesundbrunnen / haben / nach Gilberto Philaretho, geschrieben / Philippus Gaeringus, Thomas Rietius, vnd Abraham Nicolaus Frambesarius.

Stablo / Stablon / Stabel / Lateinisch / Monasterium Stabulense, ligt zwo Meilen von gedachtem Spaa / nahend den Lützenburgischen Gräntzen / in einem tieffen Thal / vnd am Wässerlein Ambleva / so in die Vta / folgends in die Vesa / vnnd endlich / zu Lüttich in die Maaß fället. Ist ein berühmbte reiche Abtey / deren Abt ein Stand deß Reichs / vnnd auff zwey zu Rossz / vnd zwey vnd zwantzig zu Fuß / Monatlich angelegt ist; wiewol die Niderländische Kriege da bißweilen eine Entschuldigung / vnnd Nachlaß / vervrsachet haben. So ist diese Abtey auch in dem Westphälischen Craiß / vnnd wird daher billich allhie eingebracht. Der jetzige Gefürste Abt allhie / ist Herr Ferdinand Ertzbischoff / vnd Churfürst zu Cölln / Hertzog in Bayern / etc. Man wil / daß das Wort / Stablo / so viel heisse / als ein Wolffsstall / dieweil zun Zeiten deß heiligen Remacli, an diesem Ort / nichts anders / als wilder Thier Höhline / gewesen. Vnd wird ins gemein erzehlet / als gedachter heilige Remaclus dieses Kloster erbawet / Er sich eines Esels / zum Stein / vnd dergleichen / tragen / gebraucht / welchen hernach ein Wolff gefressen: Derhalben S. Remaclus den Wolff verdampt habe / daß er deß Esels Arbeit verrichten muste / deme er auch gehorsam gewesen. Vnnd daher findet sich auch ein solcher Wolff in dieses Orts Wappen. Gegen der Abtey vber / ligt ein Schloß / das Graff Wilhelm von Manderscheid / Abt allhie / der Anno 1546. gestorben / erbawet hat / in welchem Schloß die Acta Publica, geschriebene Bücher / vnd der beste Kirchen-Ornat / vor diesem (vnd vielleicht noch) auffbehalten worden / auch daselbst die Aebte gemeinlich Hoff gehalten haben / vnd allda die Müntz gewest ist. Es gibt vmbs Kloster herumb auch andere Gebäw / in diesem Thal / so ein Stättlein machen. Vnd hat man von hinnen fast ein halbe Meil zu dem Dorff Wannen / so auch der Stablenischen Herrschafft gehörig: Vnd kompt man ferners zu einem andern kleinen Dorff / in einem Thal / Ledevac genant / so an einem Bächlein gelegen, welches die Gräntze deß Hertzogthumbs Lützenburg seyn solle. Obgedachter S. Remaclus, erstlich Bischoff zu Mastricht / hernach Abt zu Stabel / ist allhie Anno 691. gestorben / vnd begraben worden; deme allda S. Pabolenus, oder Babolenus, succediert hat / welcher Abt auch allhie ruhet. Das fürnehmbste Dorff dieses Klosters / wie Miraeus in Fastis pag. 267. wil / ist Liernehr, oder Ladernacum, allda der H. Priester vnd Märtyrer / S. Simitrius, oder Simetrius, sein Begräbnuß hat.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_091.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)