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in Westphalen / vnd zwo Meilen von der Braunschweigischen Statt Hameln gelegen / davon oben im Eingang / vnd auch in diesem Anhang / bey Lugde / etwas gesagt worden ist. Johannes Pideritius, in seiner Lippischen Chronic / sagt: Daß die Graffschafft / vnd altes verfallenes Hauß / auff dem hohen Berg Pyrmont / ein Ort / Vest / vnd Burg / gewesen / da die Altvätter im Emmerland / dem H. wolverwahreten / immerwehrenden Fewer gedienet / vnnd dahin / in ihren Nöhten / ihre Zuflucht genommen hätten. Anno 1557. ist der letzte Graff Philippus von Spiegelberg / vnnd Pyrmont / in der Schlacht vor Quentin geblieben; seine Schwester Ursulam hat Graff Hermann Simon zur Lipp geheuratet / vnd mit ihr die gedachte beyde Graffschafften / Anno 58. bekommen / vnnd Anno 1576. gestorben; dessen hinderlassener einiger Sohn / Graff Philipp zur Lipp / Spiegelberg / vnnd Pyrmont / im ledigen Stand / Anno 1582. vnd bald darauff auch gedachte sein Fraw Mutter / diese Welt gesegnet haben / verlassende ihre leibliche Schwester / die Gräffin von Gleichen vnnd Tonna / in Thüringen / geborne von Pyrmont / so den Gräfflichen Haußraht / Kleinodien vnd andere Güter / bekommen / gab auch ihren Herrn Söhnen / den Graffen zu Gleichen / Hertzog Erich der Jünger von Braunschweig / die eingezogene Graffschafft Spiegelberg / mit dem darzu gehörigen reichen Ampthauß Koppenburg / zum Mann Lehen wider: Aber / wegen der Graffschafft Pyrmont / muste ihr Fraw Mutter / vnd die / mit dem Bischoff von Paderborn kriegen / weiln er das Pyrmontische Land / als ein Mannslehen / dem Stifft wider heimgefallen zuseyn erachtete; da doch selbiges Stifft es ihrer Schwester / obgedachter Gräffin zur Lipp / vorhin rühig zubesitzen gelassen hatte. Nunmehr aber / hat es mit beyden Graffschafften seine Richtigkeit / weiln auch der Mannesstamme der Graffen von Gleichen gantz abgegangen ist.

Die Schwedischen haben Anno 1633. diesen Ort erobert / hernach widerverlohren. Vnd obwoln Anno 1641. der Schwedisch Obrist Besel / sich im Januario / abermals daran gemacht / vnnd solches drey mal gestürmet / so ward es doch von den Keyserischen entsetzt.


Quakenbrucke / an dem Wasser Hase / zwischen Kloppenburg / vnnd Vorde / im Stifft Oßnabruck; ein Stättlein.


Raedt vorm Waldt / Raed vorm Walde / in dem Hertzogthumb Bergen / welches Stättlein / Anno 1640. den 8.18. Novembris / die Hessischen erobert haben.


Rangeraid / ein Stättlein / an dem Fluß Worm / im Hertzogthumb Gülich / bey Gelekirchen gelegen / so der Weymarisch General Major Rosa / in dem Eingang deß Martij / Anno 1642. sampt dem Hauß Leerat / eingenommen hat.


Ratingen / ein Stättlein / im Hertzogthumb Berge / nicht weit von Düsseldorff / allda Anno 1461. im Februario / der Keyserisch Obriste Meutter / mit acht Compagnyen Pferden / vnnd zehen zu Fuß / lage.


Ravensperg / ein Berg-Schloß in Westphalen / beym Fluß Hessel / davon die Graffschaft / so zu den Gülchischen Landen gehörig ist / den Namen führet. Ist Anno 1628. von den Staaden / oder vereinigten Niderländern / mit List eingenommen worden. Siehe hievon oben Gülch; daselbsten auch von Ravenstein. In dem Anno 1644. zu Ambsterdam wider außgangenem Atlante, stehet von dieser Graffschafft Ravensperg also: Sie wird theils gegen Mitternacht / von dem Bischthumb Minden / vnnd Oßnabrück; gegen Auffgang / von Lemgo / gegen Mittag / vom Stifft Paderborn / vnd der Graffschaft Lippe / Sparenberg / vnd Rittberg / gegen Nidergang / von dem Bischthumb / Münster beschlossen. Hat den Namen von dem vberauß vesten vnd starcken Schloß Ravensberg / so auff einem hohen Berge gelegen. Die andere Stättlein seyn nachfolgende: Bileveld / Herwerde / Enger / vnnd Vlothowe. Es ist ein bergechtiges Land / nicht so fruchtbar / als die nächstgelegene. Stehet an jetzo vnter der Hertzogen zu Gülich vnnd Cleve Gebieth. Vnd dieses stehet an besagtem Ort.


Rheda / Rheide / ein Stättlein vnd schönes Schloß / sampt seiner Zugehörde / oder Ampt / an der Embs / bey Widdenbrucke / vnnd nicht gar weit von Ritberg gelegen / so Chytreus in die Graffschaft Tecklenburg setzet. Theils referierens zum Stifft Münster.


Rhene / auch an der Embs / bey vier guter Meilen von Lingen / Münsterisch.


Ruden / am Moen / gegen Kaldehart vber / nahend den Paderbornischen Gräntzen: Daher auch dieser Ort in dem Tomo 4. Theatri Europaei, p.247. vnter die Paderbornische gesetzt / vnnd gesagt wird / daß die Hessische / Anno 1640. eine Streyffe ins Paderbornische vorgenommen / aber im verderbten Land nicht viel erobert. Vnd ob sie wol die Statt Rüden einbekommen / hatten sie doch die Keyserischen vnlängst verlassen / etwas an der Stattmawer geschlaiffet / vnd nicht viel ligen lassen. Vnd dieses ist im Julio geschehen. Es solle aber Ruden dem Ertzstifft Cölln / zum Hertzogthumb Westphalen gehörig seyn: Inmassen auch in einer Anno 1644. auß Cölln vberschickter Verzeichnüß / solcher Ort selbigem Ertzbischthumb außtrückenlich gegeben wird.


Sachsenhagen / in der Graffschaft Schawenburg. In der Mindischen Ablainung wird dieser Ort eine Statt genant / darzu ein Ampt gehörig ist / nahend am Stifft Minden gelegen. Es hat da ein altes Schloß / der Sachsenhagen genant; welches nicht allein / sondern auch das gantze Ampt darzu gehörig / besagtes Stifft für heimgefallen Lehen anspricht.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_089.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)