Seite:De merian Westphaliae 086.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dem Hauß Pyrmont / gelegen. Von welchem Ort / oder Statt / (so die Schwedischen Anno 1639. außgeplündert haben) in der Braunschweigischen Chronic / vnter anderm / pag. 532. seqq. also stehet: Anno 1556. gegen den Frühling / brach ein Geschrey auß / von dem heiligen Brunn / in der Graffschafft Pyrmont / etwan einen Büchsenschuß von der Statt Lügde / dem Stifft Paderborn zuständig; daß nicht allein auß angräntzenden Provincien Teutsches Lands; sondern fast auß der gantzen Christenheit / Leute Hauffenweiß dahin kommen / ihrer Kranckheit / durch Krafft dieses heiligen Brunnen sich zu entledigen. In summa / es war gleich einem grossen Feldläger. Es wurden auch deß Wassers grosse Fässer / Tonnen / vnd Lecheln gefüllet / auff Karren vnd Wägen geladen / vnd vber zehen / zwantzig / dreyssig / vnd mehr Meilen / denen / so nicht selbst erscheinen konten / zum besten / mit grossem Kosten abgeholet / vnnd verbracht. Dieser grosse Zulauff hat gewähret / biß ins ander Jahr / vmb die Zeit / als Graff Philipp zu Spiegelberg / vnnd Pyrmont / für S. Quintin / Anno 1557. den 10. Augusti erschossen ward. Damals hat der gemeine Hauff sich gegen GOTT vndanckbarlich erzeiget / offentliche Schande / Sünde / Hurerey / vnd Büberey / daselbst getrieben / daher GOtt der Allmächtige dem Brunnen seine Macht genommen. Sonst hat das Wasser vielen / so mit Rändigkeit / Krätze / Grind / bösen Flüssen / offnen Schäden / Gicht / Podagra / beladen gewesen / wol geholffen; zuforderst / wann sie den Leib zuvor purgiert / vnnd alsdann darvon getruncken. Etliche alte Weiber liessen sich auch dahin bringen / vermeynten vielleicht Jung / oder alten Schaden loß zuwerden; sind aber entweder in der Cur / oder nicht lang hernach / gestorben. Es wurden auch Besessene dahin gebracht. Dann es war daselbst ein blinder Teuffelsbanner / Simon genannt / der sich vnterstund die Teuffel außzutreiben / vnd trieb also der böse Geist viel Gespenstes / stellet sich auch offt / als ob er außführe / vnnd redet Leibhafftig auß den Besessenen / kräet / als ein Hane / vnd schreyet / vnd brüllet grewlich / etc. Es ward zu solchem Teuffelsbanner / bey dem heiligen Brunnen / ein schöne Dirne gebracht / die auch mit dem Teuffel besessen war / denselben Teuffel trieb der blinde (wie sichs ansehen ließ) von ihr auß / vnnd ob er wol blind war / vnd ihre Schönheit nicht sehen konte / dannoch nam er sie zu der Ehe / vnd zog mit ihr gen Oßnabrück. Vnd als sie daselbst wohneten / führet ihn das Weib einsmals auff den Balcken. Da erschienen ihr zween weisse Münch / das sonder zweiffel / Teuffel gewesen sind / die halffen ihr / schüreten auch zu / daß sie ihren blinden Mann durch die Lucken herunter stürtzet. Stieg darnach herab / vnd als sie die zween weissen Münch ihr widerumb erschienen / ihr halffen / vnd zuschüreten / tödtet sie ihn fortan / hieb ihm den Kopff / Hände / vnd Füsse ab / vnd stieß ihn in einen Ofen / macht ein Fewer vmb ihn her / der Meynung / ihn auffzubrennen: Aber der Geruch von dem Braten / trang zum Hause / das rings vmbher versperret war / hinauß / daß man also das braten vber etliche Häuser riechen konte. Derowegen wurden die Nachbaren wach / brachen das Hauß auff / vnnd funden das Weib auff frischer That / die ihre Vbelthat frey bekennet / ist auch vom Erbarn Raht zum Tod vervrtheilet / vnd gebührlicher Weise hingericht worden. Biß hieher gedachte Chronic.

Manderscheid / das Schloß / von etlichen Mangerichscheid / Mangerici Limes, oder Manfridsscheid / Limes Manfridi, genannt / an dem Fluß Leser / oberhalb Witlich / in dem Trierischen Land gelegen. In der Trierischen Chronic ist auffgezeichnet / daß Ertzbischoff Adelbero zu Trier / der Anno 1152. gestorben / Manderscheid / das von Natur vest; wie auch Epternach / vnnd andere / deß Graffen von Namur / so sich der Münch zu S. Maximin bey Trier / wider ihn / den Ertzbischoff / angenommen / einbekommen / erobert / vnd nidergerissen; dessen Nachfahr Hillinus den Thurn im Schloß allhie gebawet; hergegen dem Graffen von Namur / Machern vberlassen habe. Es seyn aber gleichwol fürnehme Graffen lange Zeit hernach gewesen / so sich von Manderscheid geschrieben / vnd in drey vnderschiedliche Linien / als 1. Manderschied / Blanckenheim / vnnd Gerhartstein / 2. Manderschied Keyl / vnnd 3. Manderschied Schleiden / (welche letztere in einem Himmelblawen mit Lilien besäeten Feld / einen Löwen führen) außgetheilet haben; darvon in der Reichs-Matricul / so vornen bey der Continuation deß Itinerarii Germaniae Mart. Zeilleri, zufinden / p. 26. Bericht gethan wird. Vnd haben die der letzten Lini im Stättlein Schleiden / in der Eyffel / ordinari Hoffgehalten / welches Anno 1610. die Ertzhertzog Leopoldischen Soldaten / im Gülchischen Krieg / eingenommen / vnnd geplündert; so aber von deß Graff Friderichs von Solms / Gubernators der benachbarten Gülchischen Statt Deuren / Volck / entsetzt worden ist. Es ligt dieses Schleiden / oder Sleiden / an dem Fluß Orffe / oder Orfft / zwischen Blanckenheim / Arenberg / vnd Gemünd. In dem fünfften Theil deß G. Braunen Stättbuch / werden zwey Manderscheid / in der Eyffel gesetzt / deren das Eine Ober-Manderscheid / genant wird / auff einem Felsen ligt / nach dem Lager / vnd Gelegenheit selbigen Orts / Holtz genug / auch an Weinwachs nicht Mangel hat. Das Vntere Manderscheyd an dem Fluß Lesar / auch in der Eyffel / ligt sehr wol / vnd hat daher gute Gelegenheit / vnnd gehöret den Herrn Graffen von Manderscheid / wie der Author daselbst berichtet. Vnd diess Orts wird darumb allhie gedacht / weiln die Graffen von Manderscheid / vnter die Stände deß Westphälischen Craisses gesetzt werden

Mariaehafen / in Ost-Frießland / zwar ein kleiner Ort / der aber ein sehr stattliche Kirch hat / dergleichen zwischen der Embs / an Grösse / vnd Höhe / nicht zufinden / so gantz mit Kupffer bedecket. Hat einen sehr hohen / starcken Thurn / welchem aber die gebührende Spitze mangelt / sonsten er vnter die

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_086.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)