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die Cantzley / das Zeughauß / der Marstall / das Capitelhauß / vnd in demselben die Bibliothec / etc. Es hat auch ein hüpsche Brück vber die Hunte / (die biß gen Oldenburg grosse Schiff bringet) vnd ligt an jedem Ende derselbigen / ein feines Lusthauß. Vmbs Jahr 1164. ist Hertzog Heinrich / der Löw / zu Sachsen / mit hellem Hauffen für Oldenburg gezogen / vnd hat da Graff Christian / seinen Feind / mit grosser Gewalt belägert; in welcher Belägerung auch besagter Graff gestorben / vnnd in seinem Todbette begehret hat / daß man seinen tödlichen Abgang / so viel immer müglich / verhelen / vnd heimlich halten solte. Darumb trugen seine Cammerdiener das Essen hinein / gleich / als ob er noch lebet / daß auch sein eygen Volck auff dem Hause nicht anders dencken konte / als daß der Graff noch im Leben wäre. Nicht lang darnach / brach Hertzog Heinrich mit seinem Hauffen auff / vnnd zog hinweg / kam aber bald wider; vnnd nach dem die Friesen auff dem Hause einen Lermen anrichteten / daß sie auch den Priester in der Messe / vor dem Altar / den Kelch vmbstiessen / vnd den Wein außgossen / ist die Statt Oldenburg darüber in deß Hertzogen Gewalt kommen / die er auch so lange behalten / biß er vom Keyser gedemühtiget / vnnd ernidriget worden; wie in der Braunschweigischen Chronic / an dem 147. Blat stehet.

Es ist auch ein Oldenborg / oder Altenburg / in Westphalen / zwischen Vorden / vnd Sualenberg / nahend Stenheim / Niem / vnnd Brakel / so vorhin den Graffen von Stoppelberg zuständig gewesen / vnnd durch Heurat an die Graffschafft Lippe gebracht worden: Davon gedachter Hamelmann / in dem Eingang der Oldenburgischen Chronic / zulesen. Paderborn soll gleichwol auch Theil daran haben.


Oldendorff / Oldendorp /

Vom Cyriaco Spangenberg / in der Schawenburgischen Chronic / vnnd auff Sächsisch; von Theils auch Aldendorff genannt / ligt an der Weser / zwischen Hameln / vnnd Rentelen / in der Graffschafft Schawenburg / allda ein Zoll ist: Vnd welches Stättlein / Anno 1633. im Junio / wider die Keyserische / beschützet worden; daselbsten auch darauff / den 28. Junij / das gewaltige Treffen fürgangen / in welchem die Schwedischen das Feld erhalten haben. Aber Anno 1639. im Octobri / ist solches Stättlein Oldendorff / von den Keyserischen außgeplündert worden.


Osnabruck / Osenbrucke /

Dieser in Westphalen / an dem Fluß Hase / acht Meilen von Münster / vnd fünff von Hervorden / gelegenen Bischoffllichen vnd Hansee Statt Namen / wollen Theils von den Völckern Bructeris; Theils von Ochsenhäuten herführen / mit welchen die Statt erstlich solle seyn vmbzogen gewesen; wie Franciscus Irenicus in exeges. German. meldet. Kleinsorgius in Chronicis sagt: Daß sie Anfangs Hochsiegburg / oder Hochsenburg / oder Hoedseburg / geheissen. Sie ligt gar schön in einem Thal / vnd wird auß besagtem Wasser Hasa (so vor Zeiten die Ose geheissen haben solle / vnnd daher der Statt Name von dem Wasser / vnnd der Brücke darüber / oder / wie andere wollen / von der Ochsen Brücke / weiln daselbst auß Frießland kommende Ochsen / vber getrieben worden / kommen seyn mag) ein gutes / dickes Bier / so man Buse nennet / gesotten. Keyser Carolus Magnus, hat da eine Griechisch- vnd Lateinische Schule angerichtet; wie folgends zusehen: Vnd hat es allhie zwey stattliche Stiffter: Ist auch die Statt / vor wenig Jahren / bevestiget worden; dann sie vorhin leicht zugewinnen gewesen. Sie ist groß / vnd backet man da ein herrlich schönes / vnnd leichtes / weisses Brod / da sonsten in Westphalen solches gemeiniglich grob / schwartz / dick / teigig / vnd vnaußgebacken ist. Wer sie erbawet haben mag / das ist vngewiß. Dann / was vom Julio Caesare fürgeben wird / das wil sich nicht wol beglaubt machen: Daher andere den Graffen von Engern / sonderlich / einem Hermanno, die Verfertigung zuschreiben.

Es ist eines deß gewaltigen Sachsen-Königs / deß Wedekinds / oder Witekindi, Schlösser / Namens Widekesburg / in der Nachbarschafft dieser Statt / gestanden / wie noch neben dem Kloster Rulla / bey dem wundersamen See / dessen Boden nicht zuergründen ist / hievon Anzeigungen vorhanden seyn. Vnd dieses Schloß hat er / der König / wider bekommen / als er den Heydnischen Gottesdienst verlassen / vnnd vom höchstgedachten Keyser Carlen zu Gnaden auffgenommen worden; da er dann / nach wider erlangtem diesem seinem Schloß / einen Tempel zu erbawen befohlen / so er Bethleem genannt. Vnd wollen daher Theils / daß er in solcher Kirchen / als / wie Christus zu Bethleem von der Jungfrawen Maria / also er / durch die heilige Tauff / new gebohren / vnnd also nicht zu Minden getaufft

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Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_051.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)