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mit sonderbarer Kunst erbawetem sehr schönen Hauß / viel denckwürdige Sachen / von gedruckten vnd geschriebenen Büchern / alten Bildern / Geschirren / vnnd Müntzen; wie auch in deß Arnoldi Wachtendonck Hauß / allerhand Antiquitäten / oder alte Sachen / zubesichtigen. Es haben sich in dieser Statt / sonders Zweiffels / viel denckwürdige Geschicht jederzeit begeben. Wir wollen deren / zum Beschluß / nur etlicher gedencken.

Im Jahr 1407. war allhie ein grosse Auffruhr / in welcher die Burgermeister / vnnd andere fürnehme Leut / vmbgebracht / vnd der Bischoff / sampt den Geistlichen / zur Statt hinauß gejagt worden. Es hat aber der Bischoff / mit Hülff der Benachbarten / folgendes Jahr die Statt bekrieget / vnnd in einer Schlacht der Lütticher / auff die drey vnd zwantzig tausend erleget / die Statt erobert / derselben die Privilegia genommen / die Stattfahnen verbrandt / hundert sieben vnd viertzig am Leben / vnnd die vbrigen vmb zwey hundert vnd zwantzig tausend Cronen gestrafft. Aber bald hernach / nämlich / Anno 1416. ist Keyser Sigismundus nach Lüttich kommen / vnd hat der Statt alle Privilegia wider zugestellet. Anno 1467. haben die Lütticher sich abermals wider den Bischoff auffgelainet / seine Statt HVY / eingenommen / vnnd viel daselbst vmbgebracht; deßwegen der Hertzog Carlen von Burgund vmb Hülff ersucht / welcher in einer Schlacht der Lütticher / auff die drey tausend erlegt: Darauff sie Frieden begehret / ihme Carolo,ihre Freyheiten / Wehr / vnnd Waffen zugestellet / die Mawren selbsten abgeworffen / vnnd ein grosse Geltstraaff erlegt haben. Als sie aber folgendes Jahr wider auffrührisch wurden / vnnd ihren Bischoff gefangen genommen / so hat gedachter Carolus, neben König Ludwigen dem Eylfften auß Franckreich / die Statt belägert / erobert / außgeplündert / angezündet / vnd allein die Kirchen stehen lassen. Man hat damals jederman in der Statt / so nicht bey Zeiten entrunnen war / erwürget / Frawen vnd Mann / Jung vnd Alt: Ja / man erstach die Pfaffen vnnd Münch in den Kirchen / vnter den heiligen Aemptern / wie Munsterus in seiner Cosmographia schreibet: Sie bunden die Weiber am Rucken zusammen / vnnd wurffen sie in die Maaß. Man schätzet es auff viertzig tausend Mann / die in der Statt vmbkamen / vnd zwölff tausend Weiber / die ertränckt wurden; wie besagter Munsterus meldet. Es ist aber von dem Krieg / den Burgunder mit den Lüttichern geführet / insonderheit Philippus Cominaeus, in dem zweyten Buch seiner Historien / am 1. 2. 3. 4. 5. 9. 10. 11. 12. vnnd wie die Statt in dem gedachten 1468. Jahr / endlich erobert / vnd / sampt den Kirchen / (ausser der Bischofflichen / oder deß Thumbs) meistentheils / außgeplündert; hernach die Statt angezündet / vnd biß auff die Kirchen / vnd mehr / als dreyhundert Häuser / so man den Priestern / zu ihrer Wohnung / gelassen / verbrandt; auch mit Hinricht- Tödt- vnd Ertränckung der Leut / inn / vnd ausser der Statt / (darunter viel in der Flucht / durchs Schwerd / Kälte / Hunger / vnnd Wachen / vmbkommen seyn) gehauset worden / im 13. vnd 14. Capiteln / zulesen. Es haben aber die den Geistlichen gelassene Häuser vervrsachet / daß sich das Volck bald wider / von vnderschiedlichen Orten / hieher begeben / vnd die vberbliebene Bürger dahin versamlet; die sich / sonderlich nach seinem / deß Caroli, Tod / wider erholet / ihre Freyheiten erlanget / vnnd eygene Obrigkeiten / vnd darunter Burgermeister / vnnd Schöffen / erkieft / vnd angeordnet haben. Es gab gleich hernach deß Jahrs 1482. wider Vnruhen allhie; daher Ertzhertzog Maximilian der Erste von Oesterreich / deß obgedachten Caroli Tochtermann / Lüttich belägern liesse / da dann die Lütticher herauß fielen / vnnd deß Siegs wider die Brabänder sich so gewiß versahen / daß sie auch Strick mit ihnen brachten / damit sie die jenigen / welche lebendig in ihren Gewalt kommen würden / damit auffhenckten; wie Gerardus de Roo, im neundten Buch seiner Oesterreichischen Historien / am 350. Blat meldet. Aber sie wurden geschlagen / vnnd sollen ihrer bey drey tausend blieben seyn. Darauff sie Verzeihung vom Ertzhertzog Maximilian begehrten / befohlen sich seiner Trew / verordneten ihme dreyssig tausend Gülden zu einer Jährlichen Stewer / vnd nahmen von etlichen Jahren / so nach deß Caroli Tod verlauffen / darinnen sie nicht bezahlet hätten / Keyser Friderichen / die Churfürsten von Mayntz / vnnd Cölln / zu Schiedleuten. Als höchstgedachter Maximilianus, Anno 1485. hernach zu Brüssel war / kam ihm eine Bottschafft von newen Empörungen der Lütticher; als aber sie ihre Gesandten zu ihm schickten / den Krieg abbittende / vnnd ihre vier Stattvögte in einer Auffruhr vmbgebracht wurden / so seyn hernach alle Ding glücklichen genug / da fortgangen / wie besagter von Roo / am 367. Blat / deß 10. Buchs / schreibet. Was Zeitwährender Niderländischen Krieg da vorgangen / davon können derselben Geschichten Scribenten: Item / von Blocquirung dieser Statt in Anno 1636. vnd was vorhero / vnd folgends allhie / sonderlich die nächste Jahr / vorgangen / das Theatrum Europaeum Merian. vnd zwar in Tomo 4. das 88. vnd 225. Blat. wie auch die Relationen / gelesen werden. Dann alles allhie einzubringen zu lang seyn würde.

Anno 1643. im Januario / hat die Maaß allhie alle / auch die grosse steinerne Brücken / vnnd in drey biß in vier hundert Häuser eingerissen. Es seyn / neben etlich hundert Menschen / viel tausend Stück Viehs hin vnnd wider ersoffen; wie in der Franckfurter Frühlings-Relation dieses Jahrs / am 83. Blat stehet.

Was das Bischthumb allhie anbelangt / so solle desselben Erster Vorsteher S. Maternus, zwar nicht allhie / sondern zu Tongren / gewesen: Vnd solches / nach Zerstörung der Statt Tongren / von dem Attila beschehen / von S. Servatio, nach Mastricht gelegt worden seyn; von dannen es S. Hubertus, mit deß heiligen Lamberti (der vmbs Jahr 622. in

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Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_041.jpg&oldid=- (Version vom 28.1.2018)