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Mittag / die Graffschafft Oldenburg; gegen Mitternacht / zwo öde Insuln / Wangeroga / vnd Spiceroga / vnnd das Teutsche Meer: Vnd vom Abend / besagte Herrschafften / Esens / vnd Witmund. Es begreifft die Herrschafft Jever drey Länder / nämlich / Wangerland / Ostringen / vnd Rustringen; vnd erstreckt sich die Länge vnnd Breyte / auff drey gute Meil Wegs / darinn viel stattliche Schlösser / Klöster / Kirchen / Edelleut-Häuser / vnnd herrliche Vorwerck / sampt andern / feinen / den Vnterthanen zugehörigen Gebäwen; sonderlichen Kniphausen / Rickelhausen / Middoch / Schlagen / etc. vnd in die achtzehen Carspelkirchen / oder Pfarrkirchen / seyn. Die Innwohner seyn vorhin frey gewesen / vnnd allein von ihren Richtern / vnnd Advocaten / regieret worden: Aber Anno 1359. haben sie ihren eygenen Herrn / vnnd Regenten / nämlich / Edo Wimeken Papinga / den Aeltern / gehabt / den sie ihnen zu einem Hauptmann erstlich erwöhlet / von welchem die Nachfolgende Jeverische Herrn / vnnd Hauptleute entsprossen / vnter welchen Edo Wimeken / der Jünger / Hauptling zu Jever / Rustringen / Ostringen / vnd Wangerland / gewesen / der Anno 1511. vnnd sein Sohn Christoph / Anno 1517. gestorben / deme seine Schwestern succediert / vnter welchen Frawlein Maria am längsten gelebet / vnd Anno 1575. gestorben ist: Nach dem sie zuvor ihren Herrn Vettern / Graff Johann zu Oldenburg (dann ihre Fraw Mutter / eine Gräffin von Oldenburg gewesen) zu ihrem Erben eingesetzt / vnnd ihme die Landschafft hat huldigen lassen: Darwider sich aber die Graffen von Ost-Frießland gelegt / vnnd ist die Sach zu Brüssel anhängig gemacht worden / (dann diese Fräwlein von Jever / als ihnen die besagte Graffen / weiln sie / wegen ihrer außgebrachten Keyserlichen Belehnung / Herren vber gantz Ost-Frießland seyn wolten / so starck zugesetzt hatten / die besagte Herrschafft / im Jahr 1532. Keyser Carln dem Fünfften / als Hertzogen zu Braband / vnd Graffen zu Holland / auff sondere Maß vnnd Weiß / vnterworffen / vnd zu Lehen gemacht haben /) daselbst Anno 88. durch Vrtheil / dem Graffen Johann von Oldenburg / besagte Herrschafft Jever / zu erkannt / vnd solches hernach / in der Revision / Anno 1591. confirmiert worden / nach dem er / der Herr Graff / zuvor / von Jever auß / biß auff den Hoeck / vnnd vollends in die gesaltzene See / durch das Jeverland / ein Schiffreiches Tieff graben lassen / dardurch mit ziemlichen grossen Schiffen / biß an die Statt Jever / allerley Wahr / vnnd Notturfft / zu Wasser gebracht werden mögen; wie hievon bey dem Hermann Hamelmann / in der Oldenburgischen Chronic / an vnderschiedlichen Orten / sonderlich part. 3. fol. 452. seqq. et fol. 467. zulesen. Besiehe auch Ubbonem Emmium, in seinen Friesischen Historien.


Kloppenburg /

Ligt in Westphalen / nahend dem Vrsprung der Soste / zwischen Wildeshusen / oder Wilshusen / vnd Haselunen / zwo Meilen von Friesoite / vnd gehöret dem Stifft Münster / an welches es von der Graffschafft Tecklenburg kommen ist. Es haben die Schwedischen / Stättlein / vnd Schloß / bevestiget / vnnd gleichwol Anno 1635. den 28. Octobris / den Keyserischen bald auffgeben. Vnd haben die Keyserisch-Hatzfeldischen im Novembri / deß 38. Jahrs / diesen Ort wider eingenommen.


Lemgow /

Ist ein feine Westphälische / vnd Hansee-Statt / nahend Dethmolden / vnd zwar eine Meil davon / in der Graffschafft Lippe / gelegen. Es findet sich in einem Register der Reichs-Stände / daß Hertzog Heinrich / der Aelter / zu Braunschweig / diese Statt dem Stifft Paderborn geschenckt / die nachmals der Paderbornisch Bischoff / so ein Graff von Lippe gewesen / dem Graffen zur Lippe Lehenweiß verliehen. Es sey ihr zwar / in Ansehung / sie deß Reichs Matricul einverleivet / Zahlung aufferlegt / vnd darauff etliche Ziel / zu Vnterhaltung deß Cammergerichts / bezahlet worden; sey aber kein weiterer Behelff da gewesen / vnd sie also vom Graffen zur Lipp eximiert worden. Johan. Angelius a Werdenhagen schreibet / de Rebuspubl. Hanseat. part. 4. cap. 7. p. 39. Es lige Lemgow an dem Wasser Pega, so folgends in die Wehra fället / nicht vber zwo Meilen von Hervord / vnd erkenne / doch mit Vorbehalt ihrer Freyheiten / den Graffen zur Lippe für ihren Herrn / habe fruchtbare Aecker / vnnd lustige Weyden vmb sich herumb; davon die Statt auch ihren Namen hat / vnnd von solchem leimichten Boden Leimich Awe / oder Lemgaw / genannt wird. Die Burger seyen arbeitsam / vnd gar embsig in der Nahrung / vnd Gewerb. Im Jahr 1530. haben sie auch damals wider ihres Graffen Simonis willen / sich zur Evangelischen Religion begeben / vnnd mit Raht der Statt Braunschweig / ihre Kirchensachen / nach dem sie newe Kirchendiener

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Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_036.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)