Seite:De merian Westphaliae 016.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sagt / part. 4. Isag. Histor. daß Graff Otto von Aldenburg / mit seinem Bruder Christiano, die Graffschafft Aldenburg / oder Oldenburg getheilet / vnd auff seinem Theil ein Schloß / am Wasser Delma / im Jahr 1247. erbawet / vnnd Delmenhorst genant habe. Ist hernach bevestiget worden. In der Lübeckischen Chronic Hansen Reckmanns / stehet am 78. Blat also: Anno 1471. entsegede Heinricus von Schwartzenburg / Bischoff zu Bremen / vnd Administrator zu Münster / Graff Gert von Oldenburg / vmb das Schloß Delmenhorst. Dann der Graff thäte grosse Räuberey von dem Schloß. Der Bischoff rieff zu Hülff die von Lübeck / vnnd Hamburg / so mit aller Macht dem Bischoff Beystand thäten. Aber da sie vor dem Schloß lagen / ward das Hauß gespeiset ohn ihren Danck. Darumb deß Bischoffs Vatter die Sach auffnahm / vnd ward gepfleget / daß Graff Gert solte ein freye Strassen halten von dem Hauß. Aber es ward nichts darauß / er konte nichts guts thun. Biß hieher gedachter Reckmann.

Es haben aber gleichwol hernach die Münsterischen solche Vestung Anno 1482. in dem Krieg / mit diesem Gerhardo Bellicoso, Graffen von Oldenburg geführet / durch Hunger vnd Accord einbekommen / vnd behalten / biß Anno 1547. Graff Anthonius von Oldenburg dieselbe mit sonderbarer Behendigkeit / vnd stürmenter Hand / ihnen / den Münsterischen / wider abgenommen hat. Von welcher Zeit an sie beym Hauß Oldenburg verblieben; wie davon insonderheit bey dem Hermann Hamelmann / in der Oldenburgischen Chronic zulesen. Hat vor diesem einen hohen Wall / vnd Wassergraben gehabt; wird aber seithero / sonders zweiffels / noch mehrers seyn bevestiget worden. Graff Otto von Oldenburg hat allda Anno 1265. ein Collegium Canonicorum gestifftet / so Anno 1575. zu Kirchen / Schulen / vnd armer Leut Vnterhaltung / ist verwendet worden. Er hat auch dem Flecken Delmenhorst Anno 1270. Stattfreyheit geben / wie besagter Hamelmann / im Andern Theil seiner Chronic / am 7. Capitel / schreibet. Vnd auß dieser Vrsach wird Delmenhorst allhie vnter Stätte gesetzt; wiewol solcher Ort / ausser deß Schlosses / noch vor etlichen Jahren nur vor ein schönes Dorff hat gehalten werden wollen.


Dethmold / Diethmolden / Dietmello.

Dieses Orts wird allbereit vmbs Jahr 786. gedacht / als in welchem / bey solchem die Sachsen von den Francken / in einem Scharmützel nidergelegt worden seyn. Pontanus lib. 4. rer. Danic. p. 91. referiert diese Geschicht ins 784. Jahr / vnd sagt also: Carolus M. sextum in Saxones properavit, ipsorumque exercitum in Campo Thitemello ( hodiè est Dethmolde aulae Lippiensis sedes) non procul à monte Osego, ut vocat Eginhardus, magnà vi dissipat, ac dejicit. Keyser Lotharius der Andere hat hernach Graff Bernharden zu der Lippe / bey dem Bischoffe zu Paderborn also befördert / daß er ihme die Graffschafft Haholti / darinn Lemgow / Lage / Dietmold / vnnd Sulbeke gelegen / zu Lehen gegeben; wie in der Braunschweigischen Chronic / vnnd daselbst auch dieses stehet: Daß im Jahr 1404. Graff Bernhard von der Lippe / Hertzog Heinrichen zu Lünenburg / in einer Schlacht / gefangen / der sich aber dessen / als er loß worden / beym Keyser Ruperto beklagt / welcher den Graffen vnnd seinen Vatter / Graff Simon / wie auch Graff Hermann zu Eberstein / in die Acht erkläret; darüber von besagtem Hertzog Heinrichen / das Hauß Polle / dem Graffen zu Eberstein zuständig / gewonnen; vnd das Stättlein Horn in der Graffschafft Lippe eingenommen / vnnd bevestiget; vnnd damals auch das Schloß Falckenberg / darauff gedachter Hertzog / vbers Jahr gefangen gesessen / verwüstet / vnnd das Hofflager hieher gen Dethmold gelegt worden. Anno 1447. ist das Böhmische Kriegsvolck / so Hertzog Wilhelm zu Sachsen / dem Hertzog Wilhelmen von Braunschweig zugeführet / in Westphalen gezogen / hat Graff Bernharden von der Lippe den Blomberg außgebrandt / die Statt Lemgow weggenommen / Vffelen / vnnd Dethmolden mit Fewer verdorben / Anno 1642. vmb den 25. Octobris, machten die Hessischen von vierhundert starck / einen Anschlag auff Lemgaw / thät ihnen aber so schlecht gelingen / daß man sie auff Wägen nach Brack / vnnd Dethmolden / wegführen muste / darüber sie auch ihre militarische Instrumenta dahinden liessen / wie im vierdten Theil deß Theatri Europaei p. 899. zulesen. Von Theils wird dieses Stättlein / vnnd Schloß / Dietmelle genannt. Vnd wil Cluverius in seinem Werck von Alt-Teutschland / daß der Römer Niderlag / vnter Quinctilio Varo, den 2. Augusti / Anno Christi 10. zwischen dem Stättlein Dietmelle / so er Teutoburgium nennet / vnd Falckenberg / geschehen seye. Siehe vnten Duyßburg / vnd Lippspring. Es seyn die Graffen von der Lippe sehr alt / war aber im Jahr 1585. nur allein noch Graff Simon / Westphälischer Craiß-Obrister / von diesem Geschlecht vbrig / als er die Fräwlein / vnd Gräffin Elisabethen von Schawenburg / vnd Holstein / hieher gen Dethmold Ehelichen heimgeführet / mit welcher er hernach etlich Söhn / vnd Töchter erzeuget / vnd also den Stammen fruchtbarlich fortgesetzt hat. Siehe die Continuation deß Teutschen Raißbuchs / am 294. Blat. Anno 1641. hat Fraw Catharina / geborne Gräffin zu Waldeck / Gräffin vnd Edle Fraw zur Lippe / Wittibin / vnd Vormunderin ihrer minderjährigen Söhne / Simon Philippen / Hartmann Ottens / vnd Ludwig Christians / samptliche

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Westphaliae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1647, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_merian_Westphaliae_016.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)