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lichen mit inen handlen. Sie kamen so fer mit ainandern ins gesprech, das der münch sagt: »Gueter freundt, du solt mich und das mein hinfüro zum bösten haben, und das du sollichs in werken spüren megest, bin ich unbeschwert, ich

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will uf dizmal dir mein allerliebste an die handt geben, deines gefallens mit ir zu handlen, und so gib mir dieweil die dein, wellen gleich darnach wider dauschen und noch vil guets lebens bei ainandern haben. Er beredt den Bauler baldt, seitmals des münchs buelschaft vil schöner war, dann

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die sein; so ließ es des Baulers bulschaft auch ain guete sach sein, dieweil der münch ires erachtens ain sollicher schöner, junger mentsch war. Also dauscheten sie mit ainandern und name ain ieder die sein bei der handt und füert sie uf ain ort. Wie nun ieder thail seinen willen

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ußgericht, so verschwindt der münch, das die guet dochter nit wust, wo er hin kommen. Dergleichen beschach dem gueten Bauler auch; er wönte uf der schönen dochter ligen, so lag er in ainem augenblick uf der blosen erden. Wer erschrack übler, dann dise beede? Sie standen uf und

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giengen in grosem schrecken und kommer wider haim. Da legten sie sich baide nider und wurden krank, und hat sich beschaint, das an allem leib des Baulers und seiner bulschaft, wie sie das gespenst angerüert hat oder sie angerüert sein worden, das es allenthalben daselbst mit irer

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baider grosen schmerzen ist schwarz worden und bliben. Es haben auch iren baider [1402] gepurtglieder anfahen zu faulen. Sollich feulung hat zugenommen, inmaßen baid personnen dessen zu letzst in iren jungen jaren ellengclichen sterben müeßen, darfür sie auch kain hilf oder arznei hat

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megen erretten. Ein gleichförmige sach ist auch weilunt herr Berchtolden freiherren von Harburg begegnet, vast umb die zeit und jar. Derselbig herr Berchtoldt war ain tumherr zu Straßburg und noch ain junger, angender herr. Der wonet

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dozumal vil zu Colmar, do er ain aigne behausung het. Nun het er ain nachpurn, ein becken, der über all masen ein schöne, junge, ledige dochter het. Dise ward herr Berchtoldt so gar im angesicht verirret, das er sich nichs betauren[1] ließ, sie zu bewegen. Aber sie war so standhaftig,

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das sie weder schenken oder gaben, noch ainiche guete


  1. betauren] hs. betrauren.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_307.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)