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User was ursachen grave Fröben Cristof bewegt, das schloß zu Messkürch von newem zu erbawen.

Es ist hieoben[1] angezaicht, welcher gestalt grave Gottfrid Wernhers gebew am schloß zu Messkürch verderpt

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worden und wie er zu mermaln gesagt, er welle bawen uf sein leben, beger nit, das sein gebew den nachkommen gefall; wers besser künde, der solts ender und machen nach seiner guten gelegenhait; wiss auch wol, das alle ding nach seinem absterben geendert werden. Sölches ist hernach

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beschehen; gleichwol er bei seinen lebzeiten gehauset, das die nachkommen sich nit fast sollten understanden haben, große gebew zu machen, so hat es doch sein müßen und ist ein notbaw gewest im schloß zu Messkürch; dann demnach der alt herr solch gebew, wie oblaut, so gar unwirig

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und unbestendig ufgefürt, hat sein vetter, grave Froben Cristof, hernach bawen müßen, welcher an rat erfunden, solche gebew und fürnemlich den thurn gegen der Ablach abzubrechen und nit zu erwarten, biß er selbs einfalle und schaden thue. Als aber ainstails seiner verwanten das

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bawen für unnotwendig wolten schetzen, sein sie dozumal zu und uf den alten baw gefürt worden, den[2] zu besichtigen. Do haben dieselbigen bekennt, das sie nit glaubt, ein solcher newer baw so unbestendig sollte vom alten herren angefengt und vollendet sein worden. Dieweil dann die zerrissen

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und gespalten thürn und mauren mußten abgebrochen werden, do erfordert die nottdurft, etwas newes an die statt zu bawen. Ußer der ursach hat graff Fröben Cristof den baw angefangen im jar nach Cristi gepurt 1557, den 9ten tag des Maien, daran der graf den ersten stain selbs glegt

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im egkthurn des gartenhaus, gegen dem Mettenbach. Uf was form der baw gericht und wie derselbig das alt schloß umbgebe, das ist von unnöten zu beschreiben, seitmals der augenschein sollichs mitpringt. Und ist in sollichem baw sonderlichen versehen, das der vil schnecken, thüren und

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ußgeng hat, welches im fal der not, auch zu schimpf- und ernstzeiten mancherlai gute gelegenhaiten mitbringt, als sich dann vilmals begeben, das in feursnöten ganze heuser und die leut darmit sampt großem gut haben müßen verbrinnen, die nit haben künden weichen oder entrinnen, wie dann


  1. hieoben] s. 148, 23 ff.
  2. den] hs. der.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_298.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)