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der statt, uf zwen oder drei bogenschütz vor der statt, und dieweil aber die porten zu S. Thomas stark von deutschen knechten verwart, ward inen die haab, wie dann in solchen fellen zu beschehen[1] pfligt, wol angeschlagen. Und als sie

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bei einer stunde oder lenger aldo gehalten und niemands kommen wollt, do ward dem alten herren die[2] weil lang; zu dem es ein schener tag, das die son ganz heiß anfieng zu stechen, derhalben er unduldtig ward. Damit nam er im für, hinein zu reiten, zweifelsone, sein son, graff Phillips, und er

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würden ain ander in der langen gassen antreffen. Nun war des Windeckers knecht zu graff Phillipsen kommen und het in aller sachen bericht. Er war mit seinen baiden brüedern, graf Brunen und graf Otten, auch mit graf Reinharten von Westerburg, auch den haupt- und bevelchsleuten und den

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merertail der ansehenlichsten doppelseldner und großen Hannsen gleich zu pferd und ritten dem alten herrn, auch den andern graffen entgegen, sie zu entpfahen und biß zum pallatio zu belaiten. Dieweil aber die statt zu S. Tomas ser weitleufig, do verfellten die . . . ain ander in der statt.

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Grave Phillips, als dem alle winkel der statt bewisst, rit den nechsten zu der stattporten, do sein herr vatter her kam, aber sein herr vatter und die ander grafen hetten niemands bei sich, der ainiche des orts gelegenhait wusste. Die ritten in der statt wunderbarlichen umbher, iez die

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gassen hinauß, die ander hinein. Letstlichen kamen sie für der hochzeiterne pallatium, des ich billich ain ballatium nenne seins gepewes und andere gelegenhait halb. Do wusst niemands, wohin, woher. Die herr hielten ein gute weil vor dem haus, das niemands sagen konnte oder wellt, wo ieder

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hinreiten oder losirt würde sein. Hiezwüschen lagen das frawenzimmer in den fenster mit iren schwarzen sammatin schapperen und gugeln nach niderlendischem sitten und sahen zu, was daraus werden. Es schampten sich der herrn ainstails nit wenig, das sie also uf dem gensmarkt halten

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sollten und dergestalt zu spott werden. Über ein gute viertelstund do kamen etlich trabanten, so graff Phillipsen, dem hochzeiter, zugeherten, die brachten etlichen furirzedel, dorin begriffen, wo ieder under denen frembden grafen sollte losirt sein. Dieweil aber dieselbigen zedel nit deutsch,

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sonder französisch geschriben, kontens die trabanten nit lesen,


  1. beschehen] hs. besehen.
  2. die] hs. sie.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_293.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)