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imbiß lied der bischof die herrn ganz hoch, das sie uf den ostertag pleiben wellten, aber graf Wilhalm schluegs im ab. Es war mer dann ainer in der geselschaft, so es an ime gestanden, er wer bliben, aber die jüngeren mußten und sollten,

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wie billich, den elteren nachfolgen. Dieweil sie dann nit bleiben, do ließ der bischof sein musica ainstails[1] bringen, die sich wol heren ließ. Nach selbigen namen die herr iren abschid. Der bischof gab inen sein hoffmeister zu, sollt sie das pallatium und gewelber under erden sehen lassen.

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Das ist fürwar ein treflichs gepew und sein sovil keller, do ainer in den ander gieng, dergleichen ich an keinem ort nie gesehen. Aber eins felte in sollichem gebew, namlichen das über zehen faß mit wein und bier in allen keren nit lagen. Ich glaub, es het der herzog von Würtenberg zu

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schaffen, die gewelber alle mit wein ußzufüllen, und sollt billich aim ieden, der bawen will, ein warnung sein, in ainer lantsart, do kein weinwachs, so große keller zu bawen, dann so nit darin kompt, so darein gehert, so verklainert es den herren. Aber man soll uf ein besserung bawen und uf ein

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glück. Nach solchem allem rit graf Wilhalm von Eberstain und die ander graven dieselbig nacht noch gen Tunger, do vor vil zeiten das bischtum Lüttich gewesen war und nachgends gen[2] Lüttich durch krieg war transferiert worden. Man sagt auch für gewiss und sie findens in iren historien, das

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vor alten zeiten das oceanisch mer über alles Flander, Brabandt, Hollant etc. geschwembt, biß allernechst gen Tunger soll gangen sein. Das mag nur sein, oder nit. Am ostertag morgens in aller früe waren die grafen wider uf, reisten denselbigen tag biß gen Leven. Alda ward der graf von

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Hanow etwas blöd, also schickt man nach eim alten medico, war ein großer pratticus und empiricus, hieß doctor Sommer. Der rieth im, man sollt im eilends ein ader schlachen. Das beschach, also beseret sich sein sach. Des ander dags nach mittag ritten die ander grafen nach Brüssell, aber der

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graff von Hanow mußt seines anligens halb zu Leven ein dag oder zwen verharren. Do war im fürwar nit gehewer und besorgt sich allerlai, das im was ufsetz mögte begegnen von wegen seines glaubens, den er wüsst bei den Niderlender, bevorab aber am kaiserischen hof, verhasst[3] sein.


  1. ainstails] hs. ainstains.
  2. gen] hs. den.
  3. verhasst] so wohl; hs. verfasst.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_289.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)