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Lüttüch, ußer vilen ursachen, die ich alhie zu vermelten underlassen. Der bischof[1] war dozumal herr Gorius von Österreich, weilund kaiser Maximilians bastardson. Der war graff Wilhelmen von Eberstain lange jar bekannt gewesen,

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nit[2] allain am hoff, sonder auch als er zu Brixen war bischof gewesen, von dannen er auch an das bischtum Lüttich kommen. So bald inne der bischof erfure, ließ er in, auch die andern grafen zum morgenmal laden. Sie erschinen ußerhalb graf Phillips von Hanow. Derselbig sprach, er

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befende sich nit wol, ich glaub aber, er seie allain der ursach halb ußbliben, das er besorgt, seitmals er der augspurgischen confession, er würde dem bischof villeucht nit als angenem sein. Es het inen der bischof den alten graven von Manderscheid[3], war ein domher alda, auch ander herr

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mer zu eren geladen. Die waren ganz frölich mit den herren, und het der bischof ain sonders wolgefallen, das graf Wilhalm[4] von Eberstain zu im war kommen, dann er inne vil jar het gekennt. Und wiewol es an aim vischtag, als nemlichen am ostertag, do man nit allain kain flaisch, sonder

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auch kaine air oder laticinia[5] speiset, iedoch so war es ain sollichs vischmal von so manicherlai sorten vischen ußer dem mer und süßen wasser und uf so vil arten gekocht und verkert, das ich baide römische kaiser Carln und Ferdinanden, auch uf hohen vesten, nie gesehen hab ein sollichs

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vischmal haben. Es ward under andern drachten ein merfisch in einer pasteten uffegesetzt, der visch vergleicht sich einer alosen mit der größe, form und geschmack, aber die pasteten, darin der visch gepraten war, von eitelem grobem mersalz gemacht, und war das salz dermaßen conguliert[6]

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und bei ainandern, das ich seithere mit etlichen wol erfarnen apoteker darvon arguirt, die sich darauß gar nit künden resolviren, wie das zugangen oder gemacht het künden werden. Ob disch ward der deckel von der pasteten geschnitten und vom fisch fürgelegt. Aber wiewol der fisch

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in lauter salz war, wie iez gehört, gekocht, iedoch het er am salz nit zuvil; es het auch manicher gesagt, der fisch het mer salzens bedörft. Ist warlich ain kunststuck gewesen, als ich in arte culinaria ihe gesehen. Nach dem morgen-


  1. bischof] hs. bisthof.
  2. nit] hs. mit.
  3. Manderscheid] er hieß Theodoricus.
  4. Wilhalm] hs. Wihalm.
  5. laticinia] d. i. lacticinia.
  6. conguliert] statt congelirt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_288.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)