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Bemelberg in eim banket sich fanden. Herr Hanns predigt herr Conradten lang und vermaint ihe, er weilt in bekeren und uf sein glauben bringen. Wie ers aber im zu lang wellt treiben, spricht herr Conradt in beisein der fürsten:

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»Herr, machens, wie ir wellen, so beger und will ich doch nit in eur himel.« Und wiewol der red domals gelachet, noch so hett nit iederman gefallens dorab, und vermainten andere auch damit getroffen sein. Aber herr Conrad ist ein erlepter ritter, dem was hingehet und zu gut wurt

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ufgenommen, das ainem andern nit bescheh. Aber es het graf Bernhart von Eberstain nur drei ross mit sich uf dise rais genomen, ein schreiber, hieß Adolf, und ain jungen, war von Straßburg, hieß der Speckesser, und dieweil aber das rössle, so der Speckesser rit, noch

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etwas jung, do het der grave vil sorg und große not mit seinen rossen, wo man ein herberg antraff, das er zu seinen drei pferdten ain aignen stall überkem, auch ob tisch ain groß glass het und nachts ain aigens bett. Gleichwol im das uf der rais, bevorab durch das Westerreich, nit alle

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mal gedeihen mögt. Underwegen, so man durch ein wasser rit oder die pferdt wollt trinken lassen, so war graf Bernhardten seiner ross halber [in sorg][1] und gab gemainlich seim schreiber, dem Adolfen, und dem Speckesser ordnung und bevelch, wo sie halten und die pferdt drinken lassen.

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Und damit war er gar bemühet, und da einer dem Speckesser zu nahe wollt reuten, so schrei er im drewlich zu, er sollt sich hieten, damit dem schimele nichts widerfüere. Begab sich eins mals, das man aber in aim fließenden wasser drenkte. Nun fürt aber graff Bernhards schreiber ein

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scheffelin; vor im, nit fer, hielte graff Phillipsen schreiber von Hanow, Jerg Restle. Ich waiß nit, wie der schreiber von seins herren geschrai ermunderet[2] oder erschrack, das er seim pferdt die sporen gab. Das riß mit im durchaus, neben Jergen, schreiber, hin und fur dem kurz vor der

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nasen hin mit dem schefelin, das es über ain zwerchfinger nit felte, er het im das schefelin durch die backen gerennt. Und da solch beschehen, glaub ich, wenig weren dessen laidig gewesen, und het sich nit übel darauf gefüegt, das graf Wilhelm von Eberstain disem schreiber das schefelin


  1. in sorg] so etwa dürfte der satz zu vervollständigen sein.
  2. ermunderet] hs. ernenderet.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_286.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)