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die nacht gezecht. Begab sich, das grave Phillips von Hanow und graf Froben Cristof in ein cammer wurden[1] losirt. In der nacht fieng graf Frobin Cristof an laut zu schnarchen, wie dann etwan beschicht. Des morgens kam solchs für

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ein ganze gesellschaft und schwur grave Phillips von Hanow hoch und teur, das im in langer zeit so angst nie wer gewesen, und sprach, seim schwager dem were der atem etliche mal so lang im schnarchlen ußbliben, das er oftermals besorgt, er were erstickt; were mermals willens gewesen

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ufzusten und inne zu wecken oder besehen, ob er auch noch lepte, damit er nit verdacht, als ob er inne nachs in der cammer umbgepracht hett. Dess möcht die ganz gesellschaft wol lachen. Iedoch sagt der graf von Hanow darbei, es beschehe sonderlichen sollichs schnarchen, wann sein

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schwager ain schlafftrunk thet. Darauf sprach graf Wilhelm, man müßte, so es ihe die gestalt het, seinem dochterman von Zimbern den schlafftrunk verbieten, so were man der sorg über. Man reiste von Trier auß den nechsten uf die statt Lüttich. Under wegen aber kam man am hailigen

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grönen donderstag gen [Stablo][2], ist ain mechtige aptei und ain schener markt darbei, und wiewol ain graf von Manderschid[3] aldo abt war und denen graven einstails verwant, iedoch so losiert man in deren markt. Der apt schickt vorder guten wein und fischpasteten ußer dem closter. Aber

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damit war kain benügen, man mußt an disem hailgen tag flaisch kochen, sieden und praten. Wie man sich damit verdienet, das ist wol zu gedenken. Sollich flaischessen in so hailiger zeit und one alle nott gab darnach uf der ganzen rais vil disputationen in glaubenssachen, also das zu zeiten

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mit solchem arguieren von ordnungen der kürchen ein halbe tagrais warde zugebracht. Das beschach von graven von Hanaw und seinem schwager von Zimber, die mertails mit einandern ritten und conversierten, und wolt ihe der graf von Hanow sein schwager bekeren. Gemainlich aber ward

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die disputation mit den missbreuchen der gaistlichen, die der graf von Hanow nur die pletling nampt, geendet[4]. So


  1. wurden] hs. wurd.
  2. Stablo] dieses oder Prum ist zu ergänzen, indem Wilhelm von Manderscheid an beiden orten abt war und beide auch auf dem wege von Trier nach Lüttich liegen. Da Stablo jedoch nur 8 meilen von Lüttich entfernt, so ist mit rücksicht auf s. 287, 10—11 solches mit ziemlicher sicherheit ab das gemeinte zu bezeichnen.
  3. Manderschid] hs. Mandschid.
  4. geendet] hs. geenndert.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_284.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)