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somma, es war ein grose turba und umbherlaufen, der ein rieth das, der ander ain anders. In solchem lauft das clein hündlin zur thür hinauß. Do schreit graf Jacob: »Hinnach! hinnach! lieben freundt! das ist der hundt, der unsinnig ist,

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ir sehen, wie er fleucht; laufen hernach und schlahen ine zu todt und braten mir die leber!« Uf solchen bevelch liefen edelleut, jungfrawen, knecht, bueben und allerlai volks dem hundt nach. Wie aber der hundt sicht, das man ime also nachjagt, forcht er im noch mehr, und nit unbillich, dann es

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galt im die haut und wolt man dem grafen die leber praten. Also lief er ein stegen hinauf, die ander hinab, dann da, dann dort, und war ein wildes gedresch nach dem hundt, ehe man ine konte uffahen. Hiezwischen aber war dennost etwar so verstendig, der riete, man solt den hundt nit gleich

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zu todt schlachen und die leber darvon braten, sonder versuchen, ob er wietendt were, oder nit. Die mainung traf doch letstlich für und das sich der graf ließ dessen settigen. Also wie der hundt letstlichen gefangen wardt, do wolt man ine mit dem essen versuchen, wie man sprücht, das kain

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wüetender hundt gekochte speisen esse. Also da man dem gueten hundt brates flaisch und andere guete bissle darwarf, ich glaub, er het ein halbs kalb gefressen, das man wol sahe, das er nit wüetendt. Iedoch wolt man den kranken grafen zu friden stellen, so muest man ime den under augen

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bringen und essen lasen, das er zusahe. Damit war der sach zum tail rath geschehen und das graf Jacob wider etwas ein herz faste, wiewol er seiner schwester und andern mit groser beschwerdt anzaigt, das es im zum herzen strich. Was lamentation und clag sein schwester domals gefürt,

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das haben vil leut gehört. Und wolt im graf Jacob nit lasen die hosen abziehen, sonder man must im die ab dem schenkel schneiden. Do befandt sich, das im der hundt nur mit den zwaien zenen ein grifle geben het. Aber man legt in dieselbig nacht mit groser ceremoni nider und wardt

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sein nach dem bösten gewartet. Wie ich höre, so ist er nie erwacht. Des andern tags ist er bösser worden und hat man nach keinem wundarzet schicken dörfen. Ich glaub, so es nit underkommen und das man ime die hundsleber braten müesen, er dörft erst gar zu einem hundtskopf

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worden sein.

Von seinen raisen überlandt do were ain sonder tractat von zu machen; dann wann er an ain ort zu reiten willens,


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_279.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)