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beim leben erhalten worden. Als er geen Eberstain, ist er bei seinem schweher über drei tag nit bliben, sonder haben iren weg nach Bitsch genommen. Dieweil er aber zu Eberstain still lag und die herren ainsmals nach dem

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morgenimbiß sich ersprachten, begab sich, das graf Froben Christof den backen und den bart strich, wie dann zu zeiten einer diesen, der ander ain andern apperlon und geberde an im hat. Nun het aber graf Philips von Eberstain ein ledige dochter, war im vor etlichen jaren über zwerchfeldt

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einher geschenkt worden, haist mit nammen junkfraw Anna von Rosenstain, und wie ich aber selbs gedenke, so glaub ich fürwar, so es ain gans, es were darvon [1165] nit ein feder sein. Daselbig dechterle war domals fünf jar ungefärlichen alt. Wie nun das ersicht den herren am backen

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und bart streichen, sprücht es helingen zu dem frawenzimmer: »Dieser man hat leus im bart.« Es war iederman die sach lecherlich, dann das kindt wolt nit nachlassen. Iedoch wardt es verkluegt und waren ander sachen des lachens fürgewendt. Des tags, als grave Wilhelm und sein dochterman von

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Eberstain abraisten, waren sie im stetlin zu Liechtenow, ist des grafen von Hanows, zu mitag abgestanden, des willens, alda den imbis zu nemmen und noch dieselbigen nacht zu Hagenow einzukommen, alda graf Bernhart von Eberstain auch war, und het graf Wilhelm sein troser fürgeschickt, die herbrig daselbs

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zu beschlahen. Ich waiß aber nit, wie sich die baidt grafen so lang bei dem imbis verhünderten, zu dem sie auch am far über Rein gesaumpt worden, das sie ganz spat und zu angender nacht zu Hagnow für das thor, das beschlossen war, kamen. Am anschreien und ansuchen, eingelasen zu werden, und am

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verhaißen do wardt nichs gespart, aber die wächter uf den thürnen wiesen sie von eim thor zum andern. Also wardt die halb stat und mer, sovil dann vorm wasser mag umbritten werden, etlichmal userhalb umbritten; iezundt rittens einstails do hinum, die andern dort hinumb. Was soll ich

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sagen Die wächter wolten letstlich kain antwurt mehr geben und warden mit dem hin und wider reiten und umbkeren bei anderhalben stunden und darob verzert. Letstlich, als kain anders vorhanden, musten die herren mit iren edelleuten und reutern abziehen, dann es het kain herbrig oder

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behausung so nahe bei der stat. Sie berieten sich, in der nechsten possession oder eim dorf, da es ein würtshaus het, übernacht zu sein, der hoffnung, es würde des andern tags


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_270.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)