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weltlichen standt, namlichen graf Philipsen und grave Brunon, so dann die zwen jüngsten, graf Wilhelmen und graf Otton, in den gaistlichen standt verordnet. Die zwen nechst genannten und jüngsten, so gaistlich solten werden, warden

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von jugendt uf der lehr und den schuelen nachgeschickt, aber die eltern wurden an der fürsten höf gethon, und als der elter, graf Philips, ein wenig erwachsen, kam er vom luttringischen hoff zu kaiser Carln, dessen truchseß wardt er. Begab sich unlangs hernach, das der kaiser für Algieram

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zoge[1], do volgt im nachbemelter graf Philips als ain truchseß und ein kriegsman. Und demnach der kaiser in sollicher expedition domals grosen unfall und ein unüberwindlichen schiffbruch erlitten, war darumb dester höcher solcher zu achten, das sovil erlicher, gueter leut so liederlichen von dem

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barbarischen ellement umbkommen, deren kainer mit seinem feindt zu fechten kommen kont, und da sie gleich bei leben bliben, warden sie doch hungers, auch des ungewonten lufts halb und von wegen des übergrosen und beharrlichen ungewitters, auch vom ungestimmen mere so krank, das iren

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vil sturben. Under andern kranken war auch diser grave Philips von Eberstain, der wardt uf den schiffen an der widerfart so schwach, das sich menigclichen sein verwegen gehapt. Als das der from kaiser erfure, het er mit seim kriegsvolk, bevorab seinen dienern, ein groß mitleiden.

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Derhalben schickt er ime und andern, so in selbiger galean krank lagen und sich niemandts ires lebens versahe, gelt, sein leibarzet und ein caplon, damit er sie als ein trewer vatter und herr zeitlichen und gaistlichen versehen ließ. Solche grose gnad und trew des loblichen kaisers hat bei

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diesem jungen graven und den andern sovil verfangen, das sie durch den fleis des arzets, nit ohn sondere fürsehung des allmechtigen, dem tod domals entrunnen und mit dem leben darvon sein kommen. Ich hörte domals, das sie under anderm unfal kain größere [1163] beschwerdt hetten gehapt,

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dann den hunger. Was sich aber uf diser merfart begeben und was gehandlt, das ist hieher nit dienstlich, sonder von andern[2] nach gepüre ufgezaichnet und beschriben worden. Der from kaiser, als er in disem erschröckenlichen naufragio in seinen grösten netten und vor aim kleinen altar im schiff

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knüent sein gebet volbracht, sagt man, es sei ein Parfüeser-


  1. zoge] im jahre 1541.
  2. von andern] z. b. Paulus Jovius, Sleidanus.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_266.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)