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der vertröst im zue helfen, wie sie dann in den experimenten zu zeiten berüempt sein. Aber es gehört ein starker mentsch darzu, der solche simplicia oder composita kinde beharrlich verdrucken. So war aber der guet Jacob ein zarter,

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leibarmer mentsch. Nichs destoweniger gab im der Jud ein arznei über die andern ein. Dieweil er die praucht, so war er zimlich hurtig, aber mit eim solchen gewalt, den die natur nit gewont oder vertragen kunte. Damit erhitziget er zu letst die nieren und übertrib die abentür so grob, das

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er wassersichtig ward und starb, im jar 15[60][1] den . . . des monats ... zu Wahl, da er auch begraben worden. Und ist dem gueten jungen man auch gangen, wie hievor andern mehr hoches und niders stands in gleichem fahl. Herr Hainrich von Falkenstain[2] ist bei unsern zeiten ein solcher

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schöner, gerader und ansehenlicher herr gewest, als man seins gleichen kaum het künden finden. Iedoch ist im in seiner jugendt ein solche untrew widerfaren, das er die tag seins lebens nichs manlichs nie geiept oder erfaren, wie vil er sich dessen understanden und darab, was müglich

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gewesen, versucht, und wie ich vor jaren vertrawlichen darvon reden gehört, so soll es im allain der ursach halb begegnet sein, das man im den ruggen in seiner jugendt, gleichwol under einem andern schein, mit etlichen gesaften und anderm soll geriben haben und damit also zu ehlichen werken

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verderbt und untaugenlich gemacht, als er auch der ursach halb sich nit verheiraten dörfen und ledig abgestorben. Ich ken noch ein grosen Hannsen in unser landtsart, dem ist solche abenteur auch, wie dem von Fleckenstain[3], in seiner kindthait begegnet, und aber wiewol im sein manlichkait

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nit gar genommen worden, dess er Gott sonderlichen hat zue danken, so ist er doch zu sollichen werken vil dester langsamer und unfruchtbarer. Was die ursach, ist von unnetten zu vermelden. Somma, es wurt selten bestendige hilf bewisen. Dessen haben wir ein beispill bei grafen

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Hainrichen von Dierstain. Derselbig hat in der jugendt ein beisitz gehapt, die im ganz lieb gewesen. Hat sich gefüegt, das er sich user rath und willen seiner fründt mit einem fröwlin von Welschen-Newenburg verheirat und diese lieb-


  1. 15[60] nach Bucelin a. a. o. II; die hs hat 155 . .
  2. Falkenstain] heißt unten z. 28 Fleckenstain; ein Heinrich von Fleckenstein starb im jahre 1586; s. Bucelin a. a. IV, 80.
  3. Fleckenstain] heißt oben z. 14 Falkenstain.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_262.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)