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herren, dem kaiser!« Do hat ainer darunder geschrieen: »Du bist ein blutgiriger obrister über ein guldin, ders gewicht hat.« Zu einer andern zeit hat in ein knecht underm haufen der bezalung halb angeredt. Wie aber der obrist

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sprach: »Du solt bezalt werden, ich hab dein vergessen und ein kurzen kopf, kan nit alle mal an dich denken.« schreit der knecht noch fester: »Ich welte, obrister, das du ain kopf hettest, so lang mein spieß ist, damit ich bezalt würde.« Dergleichen sachen sein im vil begegnet, und fürwar, es ist

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etwann ganz schmal umb den frommen kaiser zugangen. Gleichwol er mechtig krieg gefiert und oftermals gesagt, da er schon nit grose schetz und vil gelts, wisse er doch den schlüssel zu aller christenlichen potentaten schetzen zu finden, die künde er öffnen seins gefallens, als sich auch das

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vilmals an der that beschaint, das er mit seinen listen frid und unfridt, wie er gewelt, anrichten künden. Er ist in solchen fahl von seinen aignen leuten und erblichen underthonnen verlasen worden; dann da sie im die schatzungen und contributionen nur den halben tail bewilliget, die sie hernach

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seinen erben zehenfach geben, sie hetten Padua, Verona, Tervis[1] und ander mechtig stet, landt und leut, die der kaiser schon erobert und den Marcum wol berupft, erhalten künden; die weren auch noch heutigs tags beim haus Österreich. Aber sie haben das alles hernach wider verloren und

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seither ein solichen last getragen und noch, das es darob brechen möcht. Der guet kaiser hat sich manchmal, wann er zu gar mit gescheften überladen oder [1155] das er kain gelt gehapt, eins jagen angenommen, ist damit hinweggeritten, hat darnach die vögel lasen sorgen, wo es bezalt

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werde. Einsmals het er zu hof etliche gülchische edelleut und userm landt zu Cleve, under denen ein gueter, einfeltiger man, dem in langer weil kain gelt oder besoldung von hof worden. Füegt sich aber, das der kaiser abermals sich eins jagens zu Insprugk annamme und darvon wolt dausen.

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Dem Gilcher war angst und besorgt, so der kaiser hinweg kem und er darvor nit bezalt, so würde im sein würt die pferdt verbieten. Derhalben, wie der kaiser ufsitzen, do tringt er zu im und in aller einfalt zuckt er in beim erml. Der kaiser sach umb sich, und nachdem er den edelman

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wol kant, fragt er, was er wellt. Der edelman sprach ganz


  1. Tervis] d. i. Treviso.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_251.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)