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nor Prosper von Columna. Ich hab ein wunderbarliche sach gehört, die herr Hanns Jacoben selbigs tags begegnet. Er het etliche hauptleut und ander gest geladen, sich des überfals der Venediger wenig versehen, und in allem essen sein

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die Venediger daher zogen und vermaint, ain besondere jagen und triumph mit den Deutschen zu halten; haben auch die kaiserischen kuntschafter ufgehalten, also das kein zweifel gewesen, sie weren vom feindt hünderschlichen worden. Do ist unversehen des obristen disch zu haufen mit

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allem essen gefallen. Man hat den in ainer eil wider zugericht, und haben wider anfahen esen. Do ist er inen zum andern mal wider nidergefallen. User der ursach von den alten kriegsleuten die sach dahin bedeutet, es sei ein groß gefahr vorhanden, sein im ganzen leger ufgewest, der

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mainung, nach dem feindt zu trachten. In dem waren die veind vorhanden; die zogen in aller ordnung daher und kamen den Deutschen in die handt, waren geschlagen, das iren wenig darvon kommen. Durch solch gespenst ist der deutsch haufen gewarnet und erhalten worden.

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Baldt darnach ist ain herr von der Weitmüle uß Behem, war etlich jar darvor am kaiserischen hof gewesen, gestorben. Dessen gaist ist einsmals zu herr Hanns Jacoben in angender nacht kommen und beim bet still gestanden. Wie nun herr Hanns Jacob das gespenst gesehen und erkennt,

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hat ers angeredt, darauf der gaist gesprochen: »Mein Landow, ich bin dein gueter gesell von der Weitmüle und bin todt, laß mich dir empfolhen sein!« Hat im daruf eröffnet, was er im guets nachthuen solle und wie er noch vil leiden werd müesen. Im abschaiden hat im der gaist den einen

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fueß under der deckin angriffen, ist damit verschwunden, und hiemit ist herr Hanns Jacoben so wee geschehen, das er des schmerzen im selbigen fuß in langer weil hernach nit vergessen[1]. Aber im Venediger krieg ist kaiser Maximilian zu zeiten

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mit der bezalung des kriegsvolks langsam gewesen, also das etliche mal meutereien under denen knechten entstanden. Solche zu stillen, ist herr Hanns Jacob mermals under sie kommen und guete wort geben, sie zu stillen. Uf ein zeit hat er inen zugesprochen und under andern worten gesagt:

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»Thuen, wie erlich kriegsleut, und hapt gedult mit meim


  1. ist schon oben II, 254, 19 ff. erzählt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_250.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)