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Mit im rete ich lateinische sprach;
Ich thet[1] in fragen für und nach,
Were dises closter hett fundiert,

Auch den orden instituiert,
5
Und ob die regel darvon wer

Zu halten leichtig, oder schwer,
Das sollt er mir ganz offenbaren.
In dem und mir in reden warn,

Do sach ich auß dem minster gon
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Ain stolzen jüngling, wol gethon,

Beklaidet frisch, scharpf nach der welt,
Kostlich, zu schetzen umb kain gelt;
Feiner jüngling kum gesehen ward.

Sein wammes von damast so zart;
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Der schwarzen farb trueg er vil an;

Er was ain feiner junger man.
Derselben farb des besten tuch
Zu hosen, und ietlich schuch

Mit langen schnebeln[2] scharpf und frei;
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Ain langen mantel auch dabei,

Vornen offen und zimblich lang;
Von silber auch so lag im blank
Umb seinen hals ain guldin kett;

An seiner kügel[3] er da hett
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Von berlin gar ain schene quast;

Die viseln umbgeschlagen vast.
Im volgt nach winidt- und vogelhundt,
Ain happich trug er zu der stundt.

Von solcher farben auch drei knecht.
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Ich sprach: »Portner, bericht mich recht

[1149] Und sag mir, wer mag diser sein?«
Er sprach: »Es ist der herre mein,
Dis ordens ain conventual.

Er ist der achzehend an der zal,
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In der gestalt geklaidet gleich,

Die sind von jugendt süberlich.
Ir kainer hat nit überlast,
Mit wollust hand sie ruw und rast.

Gar selten sie zu mettin gon.
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Was sie begernd und wellend hon

Von unserm apt[4], das ist erlaupt;
Der ist allain ir oberhaupt
Und niemands mer, das merk mich recht!

Ain ieder hat drei aigen knecht,
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Wie in gelangt[5] und auch gelüst.

Vor primzeit ist die supn gerüst;


  1. thet] hs. het.
  2. schnebeln] eine lange dauernde mode; vgl. Jacob Falke, Die deutsche Trachten- und Modenwelt I, 245 ff.
  3. kügel] = gugel, hs. küger.
  4. apt] hs. ampt.
  5. gelangt] vielleicht statt gelaunt.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_240.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)