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Der was ganz berait und hat schen gras.
Damiten ufgebawen was,
Als mich beducht, ain closter schen.

Ich stund und sah das closter ane.
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Es daucht mich fein und darzu groß,

Sehens zwar mich gar nit verdroß.
Es was vergraben vestenclich,
Geziert nach wunsch recht seuberlich,

Von angesicht ain schener baw.
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Ich dächte, hie möchte wol werden naw

Die fred und all dein trawer klain;
Und solltest nimer kommen haim,
So mustu das erfaren fort.

Damit trat ich ans closterport;
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Darüber ich geschriben las

Ain schrift, wie alt das closter was,
Von gold gefloriert schone.
Die mainung gienge also davone:

Diß weltlich closter ist gemacht
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Und in den jaren vollenbracht

Nach Cristi gepurt als man zallt
Tausend fünfhundert vorgestallt,
Und darzu mer vierzig und zwai,

Des ersten tags in dem Mai[1].
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Da mir das datum ward bekannt,

Den portenring nam ich zu hand
Und macht damit ain groß geschel.
Der portner kam geloffen schnell;

Er fraget, wer an der porten were.
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Ich sprach: »Hie freund und niemands mere!

Tur uf, ob du es mechtig bist!
Mein sin und herz genaigt ist,
Das ich den orden möcht verston,

Darzu ich groß verlangen hon.« 
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Er ließ mich ein zu schneller fart.

Da sache ich an der porten hart
So gar ain lustig heuslin ston.
»Wer mag hieinn sein wonung hon?« 

Fragt den portner zu schneller frist.
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Er sprach: »Alhie mein wonung ist,

Darin ich täglich warten bin,
Die leut zu lassen auß und ein.« 
Ich sprache zu ime: »Proficiat!« 

»Et nobis non deficiat!« 
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Das was zu mir die antwort sein.

Da brüeft ich, das er kundt latein;
Das mußt sein, nach gelegenhait
Zu geben iederman beschaid.


  1. Mai] bezeichnung der zeit, in welcher dies gedicht gemacht worden.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_239.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)