Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. | |
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Noch hat bemelter graf ain sprach gemacht von aim weltlichen closter[1], welcher nit weniger artlich, als lustig zu heren und zu lesen, und zu berewen, da er verloren oder in vergess sollt kommen. Der ist des nachfolgenden inhalts:
Mein herz das ward in freuden laß,
Umbgeben mit der fantasei,
Darzu auch die melancolei;
Im sinne baide tag und nacht.
Iedoch ich zu letste betracht,
So wie das törlich speculiern[2],
Demselben selten kem zu gut,
Wann er desshalber wurt gedawt[4]
Und etwan siner sinn beraubt,
Laß solch imagination
Und such[6] ain recreation,
Darnach dein herz hat lang begert!
Dieweil die zeit so lustig[7] was;
Der Mai besunder da regniert,
Gar lieplich war das feld geziert,
Besunder schmal und darzu lang,
Dess mich daselb groß sorg bezwang.
[1148] Iedoch durch glück do füegt es sich,
Der was so minnigclich gethan,
Das er mir da gab trostes vil.
Ich dacht, hie were wol freuden spil,
Ain steiglin uf, was also schnell
Uf ain berg, der was sinwell;
- ↑ weltlichen closter] ein frauencloster von so heiterer observanz ist beschrieben in Leo's von Rozmital Reise (Bibliothek des literarischen vereins VIl) s. 148.
- ↑ So wie . . . Der] man sollte erwarten Wie ... So der.
- ↑ in] dürfte zu ergänzen sein,
- ↑ gedawt] sollte wahrscheinlich heißen gedaubt.
- ↑ frist] hs. frisch.
- ↑ such] hs. sich.
- ↑ lustig] hs. listig.
- ↑ geklaidt] hs. geschlaidt.
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_238.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)