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Als manchem ist geschehen mee,
Der seinem leib wol und wee
Durch liebe willen thett

Und wenig glicks hett;
5
Aber er mußt für ußen traben.

Wir sein noch nit all übern graben.
Man möcht wol ainen finden,
Der ließ sich an ain strohalm binden

Ain solche schene schmollerin.
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Mich freut, das ich der erst nit bin,

Dem sollichs ist beschehen.
Es leut nur am übersehen,
Als die von Weitershausen[1],

Narren soll man mit kolben[2] lausen;
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Das ist an mir wol schein;

Dann wo nit leut sein,
Da setzt man dgens[3] uf dbenk.
Ich hab die guten schwenk

Umbsonst nit erdacht;
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Mich haben darzu gepracht

Gute wort und wankler mut.
Ich gedacht, mein sach wer gut,
Da hub sich erst mein unglick an.

Wie möcht sie aber ain beser gauggelman
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Im ganzen dorf han gefunden?

Sie hat mich hart gebunden
An irs alten esels[4] statt,
Der manchen sack getragen hat;

Dem gab sie solchen lon,
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Wie sie mir hat gethon;

Darbei ich wenig trew speur.
Der nechst nach mir
Sehe sich wol für,

Das im also nit auch gescheh,
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Das sie lieplich zu im sprech:

Stand uf, Conzlin, laß Henslin sitzen[5]!
Sie kan leffel machen und affen schnitzen[6],
Dess ist sie ain maisterin

Und der falschen herzen ain kaiserin;
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Sie schleußt aim uf, dem andern zu.



  1. Weitershausen] den commentar zu dieser sprichwörtlich gewordenen unbedachtsamkeit, aber auch klugheit und list der bauern zu Wittershausen, dem frühern würtenbergischen Schilda, giebt band I, 315, 5 ff. Hermann von Sachsenheim gedenkt der bauern von Wittershausen in seiner Mörin bl. XIIb, sp. 2 und bl. XXXIIb sp. 1; vgl. auch Pfeiffer, Germania I, 361, und Beschreibung des Oberamts Sulz s. 272 ff.
  2. mit kolben lausen] Seb. Brant und Luther, s. bei Eiselein a. a. o. s. 487.
  3. dgens] deren dummheit sprichwörtlich ist.
  4. esels] d. i. mariti.
  5. sitzen] vgl. Ambraser Liederbuch CLXXVIII, 26.
  6. schnitzen] sie kann ihre liebhaber zu löffel und affen machen; s. Eiselein a. a, o. s. 433.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_232.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)