Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. | |
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Gar früe[1] an ainem morgen,
Still und auch verborgen.
Das trib ich lange zeit;
Was soll ich nun beginnen
In disem jammerthal?
Ich glaub, seit Adams fall
Und weren all mein sachen schlecht,
So felts wol umb ain burenschuo[3].
Wie ich all mein sachen thuo,
Das es mir übler gieng.
Ich hett mich understanden,
Zu dienen ainem frölin fein,
Ir schön figur
War in meinem herzen bild;
Mein traurn sie mir stillt,
Als ich selbs, und noch vil mer,
Mein leben, wol und wee;
Sie nimpt mir all mein sinn,
Gedacht ich, mir wont niemand bei,
Den ich besorgen darf.
Mein oren wurden mir dosen[6];
Meine sinn wurden mir zerstert.
In dem gieng uf die thür;
Ich erschrack und trat herfür.
Sie grüeßt mich so güetigclich.
Ich sprach: »Ach, Gott von himelreich
Der mueß eur loner sein!«
Sie trat zu der thier hinein
- ↑ Gar früe] ein bekanntes lied beginnt: Ich stuond an einem morgen heimlich an einem ort; s. Uhland, Volkslieder I, s. 133; Ambraser Liederbuch CLXXVI.
- ↑ Jacobs knecht] des altvaters Jacob sehr bevorzugter oberhirt.
- ↑ burenschuo] vgl. Eiselein a. a. o. s. 62.
- ↑ Dur] im sinne von um, rerum omnium dispendio.
- ↑ kaiserin] s. Ambraser Liederbuch CXVII, I.
- ↑ dosen] s. Kloster der Minne in Laßbergs Liedersaal II, 209, 24.
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_216.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)