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man waist, nie gehapt und in vil zeiten nit wurt überkommen. Gott gnad im und uns allen, warin wir unrecht handlen! Also ist kein mentsch, er hat seine mengel und gebrechen, aber einer mer oder leidenlicher, dann der ander.

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Seine bastardtkinder, deren er von zwaien müettern, Anna Fritzin von Lübertingen und der Anna Landawerin von Mösskirch, acht verlasen, sein all ußgesteurt worden, under denen zwen sön, haben ein groß gelt uf den hochen schuelen und sonst gestanden. Der elter, Gotfridt, ist nach vilem verthon

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im Niderlandt ellengclichen umbkommen, sein brueder, Martin, der lept noch, dienet und behilft sich eins järlichen leibdings, so im uf der herrschaft verschriben. Der alt herr hat inen bei seinen lebzeiten ein wapen zu füeren geben, nemlich ein ufrechte streitaxt zwischen zwaien gelen hirßstangen

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in blawem[1] schilt, und dergleichen uf eim offnem turnierhelm. Sie haben sich user seinem zulasen und bevelch von Zimbern biß anhere geschriben, zugleich wie hievor junker Hainrich auch gethon, gleichwol das mit guetem willen der agnaten nit beschehen. Aber es dorft sich niemandts wider

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in legen oder dem andern vertrawen. Solichs solt in künftigen zeiten bei den nachkomen ernstlich verhüet werden, das sie leuten, denen die gaistliche rechten nichs weiters, dann die alimenta und narungen ordnen, nit zuliesen, sich des zimbrischen namens erblichen zu gebrauchen und

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darvon sich zu schreiben. Es wardt von iren etlichen in ein zweifel gezogen, ob der alt herr macht, solche wappen mit turnierhelmen, sonderlichen solchen personnen, ußzugeben, und da er nit so baldt krank worden, wer im gewisslichen des fahls ein nasenspil zugerüst worden, dardurch solche

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erdichte newe adenliche wappen widerumb abgeschafft. Aber er het ein sondere affection und liebe zu allen bastarden, denen hat er vor andern leuten, wo er könden, favorisirt und sie befürdert. Mir gedenkt, das er uf ein zeit den merertail diener und dienernen het, die unehlichen geborn, zu

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achten, das er das von seiner unehlichen kinder wegen, die er forder lieb hett, gethon hab. Manichmal rüempt er die kinder hoch, sprechendt, sie weren ledig geborn, und in was grosen ansehen sie bei den frembden nationen, und weren schier so hoch, als die ehlichen, geachtet. Der ain gab

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solichen reden glauben, der ander vermaint, er het hievon


  1. blawen] hs. bawen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_192.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)