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reden, die er die vergangen nacht im holz het gehört. Derhalben besicht er die katzen noch ernstlicher, kunt sich doch darbei lachens nit enthalten. Das gewaret der bischof, fragt in, warumb. Der edelman [1110] erzält im alles,

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wie obstat. Wie aber die katz hört sagen, das ir schwiger gestorben, do fieng sie ein greusenlichs geschrai an, das sie alle ob der taffel erschracken. Sie sprang zum fenster hinauß und ist hernach nit mehr gesehen worden. Was das gewest für ein catz, ist leuchtlichen[1] zu erachten.

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Vil wesens het er mit den rosen, das sie ordenlich und zu rechter zeit beschlagen wurden. Nun het er ain alten schmidt, hieß Hanns Hennroder Fresshanns, der war ein alter, dürrer man. So er dann dem alten herren die ross beschluege, wolt er seins bedunkens den rosen die huef

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nur zu klein machen. Sprach der graf: »Lieber Hanns, beschlag mir die ross nit nach deinem angesicht, sonder nach Hannsen Gremlichs kopf und antzlüt!« Das mocht Hanns Gremlich, als es ime fürkam, wol lachen; dann so er den rossen die huef nach Hannsen Gremlichs angesicht

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gezogen, so weren sie breit gnug gewesen. Biß daher ist von graf Gottfriden Wernhern gesagt. Aber wiewol er ein verstendiger und waidlicher herr gewest, so ist doch an ime nit zu loben, das er seiner voreltern memorias und gedechtnusen, sovil im müglichen gewesen

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und er mit fuegen thuen künden, undergetruckt und hingethon. Das hat man gesehen an der alten zimbrischen begreptnus zu Mösskirch in s. Jörgen capellen, an baiden renfanen, darunder die stat Mösskirch zum zwaiten mal ingenommen, an den alten turnierzeugen und rüstungen, auch

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künig Lasslas von Ungern vergülten küriß, den herzog Sigmundt von Österreich weilunt seinem herren vatter selligen geschenkt, welches er einstails zerhawen und vergengen als unutz, alt gerümpel, auch was von stahl oder eisen, verschmiden hat lasen. Es ist auch sein gemüeth in dem wol

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zu speuren gewesen, das er ein große somma der alten brief seiner vorfaren zerrissen und leim darauß, wie obgemelt, sieden hat lassen, und waver sein brueder, graf Johann Wernher, solcher brief copeien nit behalten, so künde


  1. leuchtlichen zu erachten] nach Liebrecht, Germania XIV, 404, eine weitverbreitete sage; s. dessen belege hiefür in den Heidelberger Jahrbüchern, 61 Jahrg. (1868) s. 311.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_189.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)