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so baldt der alt herr verstandt, das es Hannsen Mouken antraff, do fiel er dem Weiglin in die redt und schalt den Mouken übel seines holz schedlichen holzstellens halben. Er redt sich so zornig ob der sach, das er sein äxtlin zuckt

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und wolt uf Mouken geschlagen haben. Aber er schlueg mit dem äxtlin oben an, zu dem stieß er unden an die thürschwellen mit dem einen fueß, das er mit dem extlin zu der thür hinauß fiele. Der Mouk floch darvon, also waren die diener, auch der Weiglin selbs alda, die halfen im wider auf. Er

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schempt sich der sach gar übel, derhalben gleich des andern tags ließ er die rigelwandt im kirchgang einmauren, wie es noch heutigs tags, damit ine niemandts, so er zu kirchen gienge, überlaufen oder dergleichen ime weiter begegnen mögte. * [1526] Wie der alt Jacob[1] Weiglin, stattaman zu

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Messkürch, gestorben, in derselbigen nacht gegen tag do kam Caspar Spindler, genannt Schwarzach, von dem hievor in diser historia auch meldung beschehen, war der zeit burgermaister, für des messmers haus, war ain wunderbarlicher, seltzamer man, hieß Crista Koch, und klopft an. Der

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messmer stand uf, fragt, wer do wer. Do nampt sich der burgermaister, sprechendt: »Crista, stand uf und leg ain recklin an!« Der Crista wollt wissen, was er thon sollt. Sagt der burgermaister: »Unser aman ist gestorben.« Spricht Crista gleich darauf: »Wolan, so holl unser Herrgott die seel und

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far der teufel ins faß und schnitz userm arsloch ain pfeifen, so macht er den medlin zu danz.« Diser Crista Koch hat sein tag seltzam hendel gehapt. Er hat hoch und their geschworen und beteuret, als er sein weib zu Messkürch, war ain Rümelin, hieß Adelhait, genomen, seie[2] er so

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schamhaftig gewesen, das er nachts kain furz[3] hab dörfen vorm weib lassen, und seie dardurch in seinen jungen tagen in krankhait gefallen. Hernach, als er den mangel recht lernen erkennen, do hab er kainen mer verhept und damit hab er sein gesundhait behalten. Bemelt sein weib Adelhait, man

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nampt sie aber nur Ella, war ains mals krank, wollt am mörgen nit ufstehen. Er fragt sie, ob sie krank. Sie sprach: »Ja.« Er fragt weiter, ob sie essen, darnach, ob sie drinken,


  1. Jacob] nach band II, 543, 15 ff. und oben s. 182, 33 ff. war dessen vater, Heinrich Weiglin, stadtamman; Jacob Weiglin wurde ein kriegsmann und »vergieng im krieg.«
  2. seie] hs. sehe; s. indessen oben III, 307, 28 anm.
  3. furz] vgl. hiemit die geschichte von Hatem dem tauben, Sadis Rosengarten, übersetzt von Graf s. 275, und Herbelot, Orientalische Bibliothek II, 689b.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band IV. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1882, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_4_183.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)